Mitgliederzahlen: Yezidentum

Ins­ge­samt rech­net REMID in der Daten­rei­he Reli­gion­s­ge­mein­schaften in Deutsch­land aktuell (Bezugs­jahr 2024) mit 0,1 Mio. Yezid*innen, Jesid*innen oder Êzî­di.

Kurdische Êzidi (Yezid*innen / Jesid*innen)

Die yezidis­che Reli­gion heute bezieht sich auf eine jahrhun­dertealte, het­ero­gene Tra­di­tion. Sie ist monothe­is­tisch organ­isiert, basiert jedoch nicht auf ein­er heili­gen Schrift, son­dern auf vor­rangig auf mündlichen Über­liefer­un­gen. Die weni­gen Texte sind religiösen Spezialist*innen voren­thal­ten. Die Reli­gion weist teil­weise Ähn­lichkeit­en zu dem iranis­chen Zoroas­tris­mus und den abra­hami­tis­chen Reli­gio­nen auf. Der höch­ste Gott im Yezi­den­tum wird Xwedê oder Êzda (Eigen­name) genan­nt, der als Schöpfer des Uni­ver­sums gese­hen wird. Er ste­ht in der alltäglichen Prax­is nicht im Fokus, son­dern seine drei göt­tlichen Man­i­fes­ta­tio­nen, denen er die Macht übertrug. Diese wer­den (1) Tawûsî Melek, der Engel Pfau, der Haup­trepräsen­tant Gottes, (2) Sul­tan Êzî und (3) Şêx­adî genan­nt. 

Yezid*innen sind eine über­wiegend kur­disch sprechende Min­der­heit, die auf­grund ihrer religiösen Tra­di­tion und als kur­dis­che Unter­gruppe Ver­fol­gun­gen aus­ge­set­zt sind. Sie beschreiben ihre eigene Geschichte als eine Aneinan­der­rei­hung von Katas­tro­phen, was ihr Selb­stver­ständ­nis entschei­dend prägt. Dieses zyk­lis­che Ver­ständ­nis führt dazu, dass Erleb­nisse und Fig­uren aus früheren Ereignis­sen mit neuen Ereignis­sen verknüpft wer­den und miteinan­der in Beziehung geset­zt wer­den. Die Zuge­hörigkeit zum Yezi­den­tum wird über die Geburt vererbt, eine Kon­ver­sion ist nicht möglich. Obwohl in vie­len Gemein­schaften die Heirat inner­halb der eige­nen Gruppe gewün­scht ist, sehen die jün­geren Gen­er­a­tio­nen diese Tra­di­tion der Endogamie als kri­tisch an.

Die ersten Yezid*innen kamen als Gastarbeiter*innen nach Deutsch­land. Heute organ­isieren sie sich in Lokal- und Ortsver­bän­den. Der „Zen­tral­rat der Êzî­den in Deutsch­land“ (gegrün­det 2017, Sitz in Biele­feld) sieht sich als Vertreter von einem Großteil der yezidis­chen Ver­bände.

100.000
2015 / REMID.

Vorige Angaben (REMID): 40.000 (2005), 60.000 (2007/2011; Kor­rek­turen zum Teil Neuein­schätzung, zum Teil Zuwachs). Vorige Angabe (Zen­tral­rat): 80.000 (2012). EZW spricht 2015 von ca. 100.000, der Zen­tral­rat der Yezi­den (Old­en­burg) 2016 von 120.000, der neue Zen­tral­rat der Êzî­den (Biele­feld) von mehr als 150.000 Anfang 2017.

Asyler­stanträge laut BAMF (Das Bun­de­samt in Zahlen, Angaben gerun­det):

JahrAnzahlAnteil aller Anträge
201713.2006,7%
201642.6005,9%
201518.5604,2%
20146.4003,7%

Siehe auch Kurz­in­for­ma­tion Reli­gion: Yezi­den­tum

Quellen:

Epik, Aziz. 2018. „Die Ver­brechen des „Islamis­chen Staates“ gegen die Jesid*innen“, Kri­tis­che Jus­tiz 51/1, S. 33–44.

Kol­lodzeis­ki, Ulrike, Haußig, Hans-Michael und Hafn­er, Johann. 2021. „Das Jes­i­den­tum aus his­torisch­er und reli­gion­swis­senschaftlich­er Per­spek­tive“, in: Ste­fan Gatzham­mer, Johann Hafn­er, Dawood Khatari (Hrsg.) und Chauked­din Issa (Übers.), Fer­man 74. Der Genozid an den Jes­i­den 2014/2015, S. 25–50. Baden-Baden: Ergon Ver­lag.


Blogbeiträge zum Thema Yezidentum

Index