Kurzinformation Religion: Rosenkreuzer

Gründung

Als Grün­der der Rosenkreuzer­be­we­gung gilt die leg­endäre Gestalt Chris­t­ian Rosen­creutz, der 1378 geboren wor­den sein soll und dessen Leben auto­bi­ographisch in der “Chymis­chen Hochzeit” dargestellt wird.
Nach dem Erscheinen der Werke “Fama Fra­ter­ni­tatis”, “Con­fes­sio Fra­ter­ni­tatis” und “Chymis­che Hochzeit” in den Jahren 1614–1616 in Stras­bourg und Frank­furt, die eine geheime Brud­er­schaft der Rosenkreuzer beschreiben, bilde­ten sich dann erste Grup­pierun­gen, die sich die in den Werken beschriebe­nen Grund­sätze zu eigen macht­en und von geheimen Brud­er­schaften hin zu öffentlichen alchemis­chen, spir­ituellen, magis­chen und astrol­o­gis­chen Gemein­schaften entwick­el­ten.
Inzwis­chen hat sich in der Wis­senschaft die Posi­tion durchge­set­zt, dass Johann Valentin Andrae, ein 1586 in Her­ren­berg geboren­er evan­ge­lis­ch­er The­ologe, der Ver­fass­er der oben genan­nten Werke und somit auch Begrün­der der Rosenkreuzer-Tra­di­tion ist.

Geschichte

1614 Erscheinen der “Fama Fra­ter­ni­tatis“
1615 Erscheinen der “Con­fes­sio Fra­ter­ni­tatis“
1616 Erscheinen der “Chymis­chen Hochzeit“
1757 Grün­dung des “Ordens der Gold- und Rosenkreuzer” in Frank­furt
1865 Grün­dung der “Soci­etas Rosi­cru­ciana” in Anglia
1909 Grün­dung des “Antiqu­us Mys­ti­cusque Ordo Rosae Cru­cis (AMORC)” mit Sitz in Kali­fornien, seit 1952 auch in Deutsch­land vertreten
1909 Grün­dung der “The Rosi­cru­cian Fel­low­ship” in Ocean­side (in Deutsch­land unter dem Namen Rosenkreuzer-Gemein­schaft e.V bekan­nt)
1935 Grün­dung des “Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum” in Haar­lem, Nieder­lande

Lehre

Grundle­gend für die Lehre der Rosenkreuzer ist das Chris­ten­tum in sein­er würt­tem­ber­gisch-evan­ge­lis­chen Form. Weit­er wer­den im his­torischen Rosenkreuzer­tum jedoch noch Aspek­te der Magie, Alchemie, Kab­bala, Astrolo­gie und auch ander­er Reli­gio­nen ver­wen­det. Eine weit­ere wichtige Rolle spielt dabei die Wis­senschaft, ein­er­seits die Philoso­phie und ander­er­seits die Geome­trie, bzw. Math­e­matik. In den oben genan­nten Schriften wird dabei auf eine Brud­er­schaft der Gelehrten Bezug genom­men, deren Haup­tau­gen­merk auf der Weit­er­führung der Ref­or­ma­tion, sowie der Grün­dung ein­er Gelehrten­re­pub­lik mit Konzen­tra­tion auf Ide­ale der Aufk­lärung liegt. Johann Valentin Andrae fasst diese Ziele in ein­er sein­er Schriften knapp zusam­men: “All­ge­meine und Gen­er­al Ref­or­ma­tion der gantzen weit­en Welt”.
Das mod­erne Rosenkreuzer­tum ab dem 20. Jahrhun­dert bricht mit eini­gen Aspek­ten des Ur-Rosenkreuzer­tums. Durch die Entwick­lung ver­schieden­er Rich­tun­gen und Grup­pierun­gen ergaben sich auch andere Ziele und Motive rosenkreuzerischen Selb­stver­ständ­niss­es. Dabei spie­len zeit­genös­sis­che eso­ter­ische oder theosophis­che Vorstel­lun­gen und Dien­stleis­tun­gen eine große Rolle. Gesellschafts­gestal­tende Konzepte von Gen­er­al­re­for­ma­tion und Gelehrten­re­pub­lik ver­ab­schiedend, ste­ht heute die Beziehung zwis­chen Men­sch und Natur im Mit­telpunkt – sowie die geistige Entwick­lung des Indi­vidu­ums.
Zu den The­men Leben und Tod haben die Rosenkreuzer sehr unter­schiedliche Mei­n­un­gen. Ein­er­seits wur­den christliche Über­legun­gen von Dies­seits und Jen­seits über­nom­men, manche Grup­pierun­gen gehen jedoch von ein­er Dre­it­eilung der Welt in Dies­seits, Jen­seits und “Welt der Seele und des Geistes” aus, wobei diese eine Über­win­dung des Kreis­laufs von Leben und Tod darstellt, also eine dem bud­dhis­tis­chen “Nir­wana” ähn­liche Vorstel­lung ist.
Generell kann man sagen, dass die ver­schiede­nen Grup­pierun­gen über die Jahrhun­derte eine Vielzahl von Über­legun­gen ver­schieden­er Rich­tun­gen in sich aufgenom­men haben. So ori­en­tierte man sich beispiel­sweise in der Frühzeit noch stark an christlich­er Mys­tik, wohinge­gen im 19. Jahrhun­dert mit dem Aufkom­men der Theoso­phie ger­ade diese großen Ein­fluss auf die Rosenkreuzer ausübte.

Praxis

Zur rit­uellen Prax­is der Rosenkreuzer ist wenig bekan­nt. Von den Gold- und Rosenkreuzern sind Ini­ti­a­tion­sriten über­liefert. In der Gegen­wart hat sich die rit­uelle Prax­is ana­log zur Entste­hung neuer Gemein­schaften mit rosenkreuzerischem Hin­ter­grund entwick­elt. So trifft man auf eine Vielzahl von Riten, die teil­weise auch aus anderen religiösen Gemein­schaften par­tiell oder ganz über­nom­men wur­den. Dabei stechen vor allem Rit­uale bud­dhis­tis­ch­er oder hin­duis­tis­ch­er Prä­gung her­aus. Sie wer­den oft mit eso­ter­ischen und magis­chen Sym­bol­en oder Attribut­en in Kor­re­spon­denz geset­zt, unab­hängig von ihrem ursprünglichen religiösen Kon­text. Außer­dem sind die rites de pas­sage der Ini­ti­a­tion­srituale zen­tral, wenn ein Mit­glied den Auf­stieg zum näch­sthöheren Grad beschre­it­en will.
Laien sind auf­grund dieser Grund­sätze meis­tens nicht oder nur zu beson­deren Anlässen auf­grund des mit Ein­wei­hung­sprax­is verknüpften Schweigege­bots zu Sitzun­gen inner­halb der Gemein­schaft zuge­lassen. Das Wis­sen und die Dien­stleis­tun­gen sind exk­lu­siv für Mit­glieder.

Organisation

In den rosenkreuzerischen Gemein­schaften des 18. Jahrhun­derts bis um 1900 ist eine strenge Hier­ar­chie mit Ein­teilung in ver­schiedene Grade grundle­gend. Die Anzahl der Grade und die Auf­gaben oder Regeln bezüglich des Auf­stiegs vari­ieren jedoch.
Oft­mals präsen­tieren sich in dieser Zeit die Gemein­schaften als auss­chließlich von Män­nern geprägte Grup­pierun­gen, obwohl Frauen in den zen­tralen Schriften nicht expliz­it aus­geschlossen wer­den.
In den zeit­genös­sis­chen Gemein­schaften ist diese Hier­ar­chie weit­ge­hend in den Hin­ter­grund getreten, auch sind sie für jeden offen. Das Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum ver­fügt aktuell über ein angegliedertes Jugendw­erk. Vielmehr existiert eine engere Verbindung zwis­chen den Mit­gliedern und den­jeni­gen, die es wer­den wollen; es ergibt sich eine Art Lehrer-Schüler-Ver­hält­nis.
Wech­sel­wirkun­gen mit anderen rosenkreuzerischen Gemein­schaften ergeben sich sel­ten bis gar nicht.
Har­ald Lam­precht unter­schei­det in sein­er Dis­ser­ta­tion zu den “Neuen Rosenkreuzern” ein ini­tia­torisches Rosenkreuzer­tum (z.B. AMORC) von einem theosophis­chen (z.B. Rosi­cru­cian Fel­low­ship) und einem gnos­tis­chen Rosenkreuzer­tum (z.B. Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum).

Verbreitung

Auf­grund der Verteilung auf viele kleine Grup­pen und Gemein­schaften mit mitunter ganz unter­schiedlichen Glaubens­grund­sätzen, kön­nen nur Näherungswerte angegeben wer­den.
REMID spricht für Deutsch­land von ca. 4200 Anhängern (Stand: 2012) inner­halb des Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum / der Inter­na­tionalen Schule des Gold­en Rosenkreuzes und etwa 3000 (Stand: 2005) Anhängern des AMORC und anderen Vere­ini­gun­gen.
Eine große Anzahl der Ange­höri­gen befind­et sich in den Vere­inigten Staat­en, mit einem Schw­er­punkt in Kali­fornien. Das Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum präsen­tiert sich als europäis­che Organ­i­sa­tion mit Haupt­sitz in Haar­lem, Nieder­lande. Der deutsche Haupt­sitz befind­et sich in Bad Mün­der. Das AMORC hat seinen deutschen Haupt­sitz (Großloge) in Baden-Baden, wird jedoch mit zahlre­ichen weit­eren Sitzen in ganz Deutsch­land vertreten.

Kontaktadressen

AMORC Deutsch­land
A.m.o.r.c. e.V.
Lange Strasse 69
76530 Baden-Baden
www.amorc.de

Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum
Chris­t­ian Rosenkreuz Kon­ferenzzen­trum
Haar­lemer Strasse 19
75365 Calw
www.rosenkreuz.de

Schriften

Zu den grundle­gen­den Schriften der Rosenkreuzer gehören sicher­lich die drei ein­gangs erwäh­n­ten: “Fama Fra­ter­ni­tatis” , “Con­fes­sio Fra­ter­ni­tatis” und “Chymis­che Hochzeit” steck­en einen ersten kanon­is­chen Rah­men ab. Es existieren Rosenkreuzer-Zeitschriften, die einen guten Ein­blick in die The­men, die heutzu­tage behan­delt wer­den, geben. Diese kön­nen im REMID-Archiv abgerufen wer­den.

AMORC-Forum. Eine Rosenkreuzerzeitschrift. 1996–2011.
AMORC. Das Mag­a­zin für zeit­lose Weisheit. Seit 2013. Print und Epa­per.
Pen­ta­gramm: Lec­to­ri­um Rosi­cru­cianum, Inter­na­tionale Schule des gold­e­nen Rosenkreuzes.

Sonderfall “Sonnentempler”

1984 grün­de­ten Joseph Di Mam­bro und Luc Jouret den “Ordre du Tem­ple Solaire” (Son­nen­tem­pler) mit starkem Bezug zum Rosenkreuzer­tum (ins­beson­dere AMORC) und einem entsprechen­dem rosenkreuzerischen Selb­stver­ständ­nis, aber auch diversen anderen Ein­flüssen (Tem­pler, Gralschris­ten­tum, New Age) und ein­er dem Rosenkreuzer­tum son­st frem­den Apoka­lyp­tik. Bei den kollek­tiv­en Tötung­shand­lun­gen von 1994, 1995 und 1997 in Kana­da und der Schweiz wur­den Doku­mente und Videokas­set­ten mit dem Titel “Tes­ta­ment des Rosenkreuzes” hin­ter­lassen.

Literatur

Yates, F.: The Rosi­cru­cian Enlight­en­ment. Lon­don 1972.
Edighof­fer, R.: Die Rosenkreuzer. München 2002.
Lam­precht, H.: Neue Rosenkreuzer. Ein Hand­buch. Göt­tin­gen 2004.
Rup­pert, H.-J.: Rosenkreuzer. München 2004.
Gef­far­th, R.: Reli­gion und arkane Hier­ar­chie. Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer als Geheime Kirche im 18. Jahrhun­dert. Lei­den 2007.

Autor: Max Vohburg­er © REMID 2016

Kurz­in­for­ma­tion Reli­gion “Rosenkreuzer” als PDF-Datei

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