REMID
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.
Archiv mit Dokumentationsstelle

Das REMID-Archiv beherbergt eine einzigartige Sammlung von sog. “grauer Literatur” der verschiedensten Religionsgemeinschaften in Deutschland: Zeitschriften, Broschüren sowie grundlegende Schriften, ergänzt um einen kleinen Bestand an Sekundärliteratur. Seit 2019 befindet sich das REMID-Archiv in der Universitätsbibliothek Marburg, die die Archivalien mit Unterstützung der DFG nach internationalen Standards erschlossen hat und den Inhalt des Archivs mit Metadaten in allgemein verfügbaren Datenbanken ausweist. Nach Abschluss des Projekts 2022 stehen die Materialien dauerhaft und mit großzügigen Nutzungsmöglichkeiten in der Universitätsbibliothek Marburg für die Forschung bereit.
Entdeckungsraum Archiv
Ein Archiv muss kein Raum verstaubter Akten sein. Im REMID-Archiv wird Religionsgeschichte lebendig. Die Materialien geben Auskunft über Glauben, Diskussionen, Trends und Kontroversen in den verschiedenen Gemeinschaften in Deutschland. Sie vermitteln einen Eindruck von der zunehmenden Pluralität der religiösen Landschaft vor Ort. Lange bevor solche Entwicklungen den Eingang in die wissenschaftliche Literatur oder in Materialien für die Schule gefunden haben, werden sie in den Zeitschriften und anderen Selbstdarstellungen sichtbar. Andere Zeitschriften wiederum berichten wöchentlich, monatlich und manchmal auch in größeren Abständen über diese Entwicklungen.
Religiöse Quellen — zur Entstehung des REMID Archives
Wer sich mit aktueller Religionsgeschichte beschäftigt, kommt an den Materialien und Selbstdarstellungen, die von den verschiedensten Religionsgemeinschaften herausgegeben werden, nicht vorbei. Zeitschriften, Broschüren und Newsletter geben einen lebendigen Einblick in die Themen, Fragen, Diskussionen und auch Konflikte, die in den Gemeinschaften behandelt und ausgetragen werden. Änderungen im Lehrverständnis sind hier genauso dokumentiert wie neue Strategien der Mission, der “Zielgruppenansprache” oder der Öffnung zur Gesellschaft.
Die Möglichkeit dieser Innenansichten macht die sog. graue Literatur der Gemeinschaften und Bewegungen so wertvoll. Leider wird diese Literatur an den öffentlichen Bibliotheken nur selten gesammelt. Bei einigen Gruppierungen, die in der Öffentlichkeit besonders kritisch gesehen werden, gibt es manchmal sogar die Haltung, dass deren Informationen keinen Eingang in staatlich finanzierte Bibliotheken finden dürften.
Aus Sicht der Religionswissenschaft handelt es sich bei diesen Materialien um notwendige Quellen, die das angestrebte vollständige Bild der religiösen Landschaft erst ermöglichen. Dabei geht es nicht um die distanzlose Übernahme von religiösen Selbstzeugnissen. Zeitschriften und Broschüren sind vielmehr ebenso Quellen wie das persönliche Gespräch. Sie erschließen das “Forschungsfeld” Religion in der ihnen eigenen Weise und komplettieren die Elemente, die zu einer umfassenden Analyse von Religionen und ihren Gläubigen gehören.
Aus diesen Überlegungen heraus hat der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e. V. REMID schon seit seiner Gründung den Aufbau eines Archivs mit Dokumentationsstelle betrieben. Was mit privaten Spenden nicht mehr genutzter Materialien begann, hat sich im Lauf der Jahre zu einer der umfangreichsten Sammlungen dieser Art von Quellen der gegenwärtigen Religionsgeschichte entwickelt. Immer wieder musste REMID seinen Standort wechseln, weil die wachsenden Bestände des Archivs zu Raumproblemen der Geschäftsstelle führten.
Alle Materialien werden dem REMID-Archiv unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Aus Sicht des Vereins ist dies ein deutlicher Vertrauensbeweis und spiegelt das Bewusstsein, dass es unabhängige Orte geben muss, an denen das gegenwärtige Leben in den Religionsgemeinschaften – insbesondere denjenigen “neben den Kirchen” – dokumentiert und für jede*n zugänglich ist.
Seit 2008 befindet sich das Archiv in Räumen der Philipps-Universität. Zunächst war es in der “Neuen Kanzlei” im Gebäude der Religionskundlichen Sammlung und des Fachgebiets Religionswissenschaft untergebracht und seit 2019 in der Marburger Universitätsbibliothek.
Das Archiv ist nicht nur ein Baustein für eine fundierte, sachliche Auseinandersetzung mit Religionen. Wissen um die religiöse und kulturelle Vielfalt ist eine wesentliche Voraussetzung für eine Kultur des Respekts und der Anerkennung.