REMID
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.
Die Religionsfreiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht, das das Recht eines jeden Individuums auf Glaubens- und Gewissensfreiheit schützt. In religionswissenschaftlichen Kontexten wird die Religionsfreiheit als essentieller Bestandteil der individuellen Freiheit und Autonomie betrachtet. Sie umfasst das Recht, eine Religion oder weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen, auszuüben, zu ändern oder zu verlassen, ohne Diskriminierung, Zwang oder Druck seitens staatlicher oder nicht-staatlicher Akteure.
Die Religionswissenschaft betrachtet die Religionsfreiheit als grundlegendes Element einer pluralistischen Gesellschaft, die die Vielfalt religiöser Überzeugungen und Praktiken respektiert und schützt. Sie erkennt an, dass die Religionsfreiheit nicht nur das Recht auf individuelle Religionsausübung umfasst, sondern auch das Recht, keine Religion anzunehmen oder eine atheistische oder nicht-religiöse Lebensweise zu wählen.
Die Religionsfreiheit bildet die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in einer Gesellschaft mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Sie fördert den Respekt vor religiösen Überzeugungen und ermöglicht einen offenen Dialog zwischen verschiedenen religiösen und nicht-religiösen Gruppen. Aus Sicht der Religionswissenschaft trägt die Religionsfreiheit dazu bei, religiöse Toleranz, Verständnis und Koexistenz zu fördern.
Juristisch betrachtet ist die Religionsfreiheit in vielen nationalen und internationalen Menschenrechtsdokumenten verankert, z.B. in der Allgemeinen Erklärung der menschenrechte der Vereinten Nationen oder im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz der Bundesrepublik Deutschlands. Sie wird als eines der grundlegenden Menschenrechte anerkannt und unterliegt bestimmten Einschränkungen zum Schutz der öffentlichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit oder der Rechte und Freiheiten anderer.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Religionsfreiheit zwar ein grundlegendes Menschenrecht ist, jedoch nicht absolut ist und mit anderen Rechten und gesellschaftlichen Interessen abgewogen werden muss. In bestimmten Fällen können Beschränkungen der Religionsfreiheit gerechtfertigt sein, beispielsweise um die öffentliche Ordnung, die Sicherheit, die Gesundheit oder die Rechte und Freiheiten anderer zu schützen. Die Religionswissenschaft untersucht und reflektiert die komplexen Herausforderungen und Debatten im Zusammenhang mit der Religionsfreiheit, um ein ausgewogenes Verständnis und eine angemessene Berücksichtigung aller relevanten Aspekte zu fördern.
REMID Blog — Thema Religionsfreiheit
- Die Sache mit der Religionsfreiheit. 25 Jahre REMID: Bericht zur Jubiläumstagung (mit Dokumentation der Sonderausstellung “Religionsfreiheit”)
- Religionsfreiheit und religiöse Vielfalt 2014: Indikatoren und Berichte
- Religionsfreiheit im globalen Vergleich (nach Amnesty International Report 2012)
- Artikel “Religionsfreiheit hat in Deutschland keine Lobby”
- Artikel “Zensus 2011: Warum Religionsfreiheit wichtig ist”
- Interview zur Situation in Frankreich
- Interview: “Religion und Weltanschauung aus staatskirchenrechtlicher Perspektive”
- Religion und Menschenrechte. Im Gespräch mit Amnesty International
- Interview “Fluchtgrund (Un)glaube”
- Beispiele für angewandte Religionswissenschaft? Internationale Zugänge zur Dialogforschung
- Überall “Sekten”? Religionsbezogene Diskriminierung (nicht nur) in öffentlich-rechtlichen Medien
- “Extreme” Diskurse? Die Linke und die Religion
Externe Materialien
Diese Auflistung unterscheidet zwischen Berichten, die sich nicht auf eine bestimmte religiöse Perspektive konzentrieren, und solchen, die diese Perspektive einnehmen. Diese Unterscheidung bezieht sich nicht unbedingt auf religiöse Vorlieben, sondern vielmehr darauf, wo der Schwerpunkt des Berichts liegt. Die nicht-perspektivierten Berichte neigen dazu, sich eher auf “Weltreligionen” und “klassische” religiöse Minderheiten zu konzentrieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Qualität der Methodik in diesen Berichten unabhängig von dieser Kategorie variieren kann. Diese Berichte dienen dazu, Informationen über den aktuellen Stand der Religionsfreiheit in verschiedenen Ländern bereitzustellen.
- neben den religiös oder andersweitig nicht perspektivierten Länderberichten von Amnesty International, denjenigen der Abteilung für Demokratie, Menschenrechte und Arbeitsfragen des US-Außenministeriums (International Religious Freedom Report) sowie dem Bericht der Vereinten Nationen
- die von christlichen Kirchen herausgegebenen und entsprechend ausgerichteten Berichte von Missio (katholisches internationales Werk, Schwerpunkt Christenverfolgung) und Open Doors (freievangelisch-evangelikal, überkonfessionell, nur Christenverfolgung, “Prüfungsvermerk” des ebenfalls evangelikalen “International Institute for Religious Freedom”), die sozialwissenschaftlichen Studien des Pew Research Centers in Washington D.C., welches in einem von sieben Projekten “Religion & Public Life” zum Thema hat (gefördert von der evangelikalen John Templeton Foundation), und den seit 2013 den von Deutscher Bischofskonferenz und Evangelischer Kirche Deutschlands gemeinsam herausgegebenen Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit (mit Einbezug anderer Religionen): 2013, 2017.
- Weitere perspektivische Länderberichte gibt es von der Christian Solidarity International (CSI; evangelisch-pietistisch; in den Medien durch islamophobe Äußerungen aufgefallen) und der “International Coalition for Religious Freedom” (ICRF), welche von der Vereinigungskirche des verstorbenen Sun Myung Moon besonders unterstützt wird (religiousfreedom.com), einer in der sogenannten “Sektendebatte” diskriminierten Kirche. Daneben seien in unvollständiger Aufzählung erwähnt: die Arbeit der Deutschen Vereinigung für Religionsfreiheit e.V., ein Zweig der Internationalen Vereinigung zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit, den Siebenten-Tags-Adventisten zugehörig, die Hilfaktion Märtyrerkirche e.V. (verfolgte-christen.org, persecution.com), Meldungen zu “Legal Developments and Human Rights” von Jehovas Zeugen, ein News Service über “Human Rights in Iran and Egypt” der Bahai, eine Mandaean Human Rights Group der Mandean Associations Union, bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland Meldungen über verfolgte Ahmadis, ähnlich bei der deutschen Seite der Falun Gong Pressemitteilungen über die Lage in China (einschl. einer “Todesliste”), seit 2012 gibt es den “Freedom of Thought Report” über Diskriminierung von Humanisten, Atheisten und Nicht-Religiösen (siehe für Deutschland auch: Gläserne Wände); die Scientology Church unterhält ein “Human Rights News Forum” (theta.com/religious-freedom).
- Bzgl. Islamophobie / Islamfeindlichkeit gibt es einige Initiativen, z.B. Tell MAMA (Measuring Anti-Muslim Attacks) für Großbritannien oder ORIW (Organisation Racisme Islamophobia Watch) für Frankreich. Andere Initiativen wie das Collectif Contre l’Islamophobie en France (CCIF) stehen in der Kritik, weil sie im Beispiel über Zusammenarbeit mit der europäischen Jugendorganisation FEMYSO der Muslimbruderschaft nahestehen.
Außerdem seien die Artikel der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte genannt (ursprünglich anti-kommunistisch, Schwerpunkt Christenverfolgung, daneben religiöse Minderheiten wie Falun Gong oder Bahai). Das Forum Religionsfreiheit Europa (FOREF) hat einen besonderen Fokus auf die Diskriminierung neuer religiöser Bewegungen (konfessionell unabhängig, Gründung 2005 von einem betroffenen Mitglied einer religiösen Minderheit und einem Juristen mit Schwerpunkt Verfassungsrecht), unter den aktiven Mitgliedern sind Angehörige “staatlich anerkannter und nicht anerkannter” Religionsgemeinschaften sowie Atheisten und Agnostiker.
Kris Wagenseil (2018), überarbeitet von Mona Stumpe (2023)