REMID
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.
Prof. Dr. Viera Pirker, Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie seit 2024 Vizepräsidentin der Goethe-Universität für Studium und Lehre, und Paula Paschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik, veröffentlichten Anfang 2024 den Sammelband „Religion auf Instagram: Analysen und Perspektiven“. Der Sammelband knüpft an die von der Professur organisierte Online-Tagung „Religion auf Instagram: Plattform – Content – User – Praxis“ im Februar 2023 an und thematisiert die religiöse Kommunikation im digitalen Raum. Er bietet Einblicke in die Entwicklung von Instagram-Kanälen, neue Formen der Gemeinschaftsbildung und des Netzwerkens sowie in die Rolle religiöser Influencer*innen und deren Wahrnehmung durch religiös und kulturell interessierte Jugendliche und junge Erwachsene.
Anlässlich der Veröffentlichung des Sammelbandes und der spannenden Einblicke in die Nische der religiösen Kommunikation im digitalen Raum, führte REMID-Praktikantin Emilia Mappes ein Interview mit Viera Pirker und Paula Paschke.
Sie beide sind Teil des Teams der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik, als Leiterin der Professur und als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Professur gehört zum Fachbereich der Katholischen Theologie der Goethe-Universität und fällt somit unter den Schwerpunkt der Theologie und nicht der Religionswissenschaft. Dennoch ist die Auswahl der Autor*innen Ihres Sammelbandes vielfältig, sowohl Theolog*innen als auch Religionswissenschaftler*innen sind vertreten. Wie wurden die Autor*innen ausgewählt? War es von Bedeutung, ob es sich um Theolog*innen oder Religionswissenschaftler*innen handelte? Wenn ja, warum?
Mit dem Sammelband wollten wir ganz bewusst das Forschungsfeld durch unterschiedlichste praktische und theoretische Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen begehen – theologisch, religionswissenschaftlich, medienwissenschaftlich: Der Sammelband eröffnet ein breites fachwissenschaftliches, aber auch praktisch orientiertes Panorama auf das große, komplexe und höchst dynamische Feld „Religion auf Instagram“, das sich im Rahmen des wachsenden Forschungsfeldes der Digital Religion bewegt. Die unterschiedlichen Perspektiven sind auch für andere Disziplinen nutzbar, beispielsweise forschungsethische und ethisch-anthropologische Implikationen. Wir haben die Autor*innen ausgewählt entlang ihrer vorhandenen Forschungsschwerpunkte, und auch, um spezifische Erfahrungsräume mit darin abzubilden. Wir schauen besonders, aber nicht ausschließlich auf christliche Phänomene, die in der auf die Plattform bezogenen Forschung, nicht nur im deutschsprachigen Raum, bislang eher wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Auch die Schwerpunkte der Autor*innen sind vielfältig, und sie repräsentieren unterschiedliche Altersgruppen. Lisa Menzel von @faithpwr zum Beispiel gehört mit ihren 27 Jahren wahrscheinlich zur Generation, die Instagram häufig nutzt. Spielte das Alter bei der Auswahl der Autor*innen eine Rolle, insbesondere im Kontext von Instagram? Hat es Vorteile gebracht, auch jüngere Autor*innen im Team zu haben? Welche weiteren Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Autor*innen berücksichtigt?
Möglicherweise ist dies bei einem solchen Themenfeld wie „Instagram“ nochmal eine Besonderheit, gerade weil die Mehrheit der Nutzer*innen auf der Plattform unter 35 Jahren alt ist und wir auch eher jüngere Forschende in der religionsbezogenen Forschung und Praxis identifiziert haben, die auch eine entsprechende Feldkompetenz mitbringen. Als „Digital Natives“ sind sie selbst mit den plattformspezifischen Kommunikationsformen aufgewachsen. Uns war es zudem wichtig, Early Career Researcher einzubinden, um ihnen eine Plattform für ihre Ideen und ihre Forschung zu bieten. Dazu gehörte auch ein aktives Scouting und die Einladung, bestehende Ansätze in die Richtung des Sammelbands weiterzuentwickeln. Und natürlich werden auch bestehende Netzwerke der Professur sichtbar.
Aber natürlich finden sich auch Personen unter den Autor*innen, die eine Zeit „vor“ den neuen Kulturpraktiken der Algorithmizität, Gemeinschaftlichkeit und der Referenzialität erlebt haben und an ihre bestehende Forschung anknüpfen können. Zentrale Kriterien war insgesamt die Schwerpunkte der Personen, unterschiedliche Fachperspektiven und ein ausgewogenen Theorie-Praxis-Verhältnis.
Die Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik hat, wie auch REMID, einen eigenen Instagram-Account. Würden Sie das, was Sie auf Instagram tun, ebenfalls als religiöse Kommunikation beschreiben? Wenn ja, welche persönlichen Herausforderungen haben Sie dabei erlebt?
Als Theologinnen kommunizieren wir natürlich religionsbezogene Inhalte auf unserem Instagramaccount @mediendidaktik.frankfurt, allerdings ordnen wir diesen insgesamt eher der Wissenschaftskommunikation zu. Wir wollen auch ein gewisses „Feeling“ übermitteln, indem wir aktuelle Memes und Bewegungen, die wir in Instagram entdecken, teilen und auch zur Diskussion zu stellen. Wir bemühen uns generell, unsere Forschung, Lehre und unser Arbeiten, das sich sehr in Netzwerken wie zum Beispiel dem @relilab abspielt, auch auf Social Media sichtbar zu machen. Das Buch über die Social-Media-Plattform Instagram haben wir auch als Experimentierfeld genutzt: Wir haben als Herausgeber*innen in Unterstützung durch die beteiligten Autor*innen auch auf Instagram eine hohe Sichtbarkeit von Tagung, Sammelband und Fachtag angestrebt.
Bei einem Blick auf unseren Instagram-Kanal wird deutlich, wie das aussieht: Das beinhaltete Einblicke in die Tagungsvorbereitung wie das Befüllen und Versenden der Goodie-Bags an die Referent*innen als sogenanntes Reel, wiederum deren Unboxing in reposteten Instagram-Stories, Sharepics zum Teilen, Live-Berichterstattung über aktuelle Vorträge, Unboxing-Videos zum Erscheinen des Buches, Reposten von Leser*innen-Stories. Wie liebten die 1‑Minute Buchvorstellung als Reel-Form durch Prof. Dr. Anna Neumaier und natürlich die Werbung für den Fachtag im Mai 2024, die über zahlreiche Kanäle einiges an Öffentlichkeit erzeugt hat. Die Inhalte des Buches indes, und auch der Tagungen haben wir bislang wenig versprachlicht: Die Herausforderungen sind sicherlich, dass Wissenschaftskommunikation auf Social Media noch ein recht neues Feld für Wissenschaftler*innen ist, dabei neue Sprach- und Kommunikationsformate gefunden werden müssen und auch die zeitlichen Ressourcen eher rar gesät sind.
Welche Chancen und Gefahren sehen Sie für die religiöse Kommunikation auf Social-Media? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bieten sich im Vergleich zur religiösen Kommunikation im analogen Raum? Betrachten Sie dies als ergänzendes Konzept, also digitale religiöse Gemeinschaften ergänzend zu analogen religiösen Gemeinschaften, oder herrscht ein Konkurrenzkampf? Wie sollte Ihrer Meinung nach gute religiöse Kommunikation auf Instagram aussehen? Gibt es besondere Aspekte, die beachtet werden müssen?
Das Spektrum religiöser Kommunikation auf Instagram ist breit und mitunter auch überraschend. So fallen evangelikale Accounts oftmals durch polarisierende Einstellungen wie zum Genderdiskurs auf, während eher liberal einzustufende Accounts oftmals alternative Standpunkte zu Themenfeldern anbieten, die in Kirchen und Religionsgemeinschaften nur langsam vorankommen. Diese erreichen oftmals nur ein kleineres Publikum. So oder so handelt es sich dabei allerdings um Personen, die auch in ihren eigenen „analogen“ religiösen Gemeinschaften meistens recht aktiv sind. Instagram ist für viele eine „Ergänzung“ zu bereits bestehenden Aktivitäten. Dass Religionsgemeinschaften zunehmend die Relevanz und auch den Arbeitsaufwand von Social-Media Arbeit sehen, wird auch im Beitrag von Prof. Dr. Christine W. Hoffmann thematisiert: Manche Kirchen fördern bestehende Reichweiten auf Instagram mit Stellenanteilen, zum Beispiel für Pfarrpersonen.
Ein Konkurrenzkampf besteht möglicherweise vor allem hinsichtlich der Aufmerksamkeitsökonomie, die auf Instagram stark umkämpft und durch plattformspezifische Logiken der Algorithmizität geprägt ist. Damit besteht das Risiko, dass radikalere oder polarisierende Inhalte mehr Reaktionen generieren und dadurch an Sichtbarkeit und Reichweite gewinnen. Doch diese mitunter auch in der öffentlichen Wahrnehmung dominant wirkenden Inhalte füllen längst nicht den Raum, sondern es sind viele sachliche, humorvolle und vor allem fundierte religiöse Inhalte vertreten. Wir plädieren für mehr mediendidaktisch versierte Praktiker*innen auf Instagram.
In einem anderen von mir geführten Interview habe ich gelernt, dass die Kommunikationssituation im digitalen Raum eine ganz andere ist als im analogen Raum und dass sich unsere Kriterien für die Personen, denen wir vertrauen, dort deutlicher abbilden. Laut PD Dr. Jan-Hinrik Schmidt, Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation, haben sich in Social-Media einerseits epistemische Autoritäten entwickelt, während andererseits ein Vertrauensverlust in etablierte Autoritäten existiert. Authentizität, Transparenz und Glaubwürdigkeit spielen im digitalen Raum eine wichtige Rolle und entscheiden, wem wir unsere Aufmerksamkeit und unser Vertrauen schenken oder eben nicht.
Nun können wir uns gut vorstellen, dass auch Accounts bzw. religiöse Influencer*innen, die nichts mit der Institution „Kirche“ zu tun haben, mit ihr in Verbindung gebracht werden und mit Kritik in ihren Kommentaren rechnen müssen. Die Kirche als Institution wird meines Erachtens eher als eine etablierte Autorität angesehen, die aktuell an Glaubwürdigkeit verliert (aufgrund der fehlenden Transparenz und Kritikfähigkeit).[1] Insbesondere im digitalen Raum entscheidet Glaubwürdigkeit zwischen Erfolg oder eben Misserfolg.
- Betrifft der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche auch die Instagram-Accounts der religiösen Influencer*innen? Haben Sie beobachtet, dass religiöse Influencer*innen im Vergleich zu (beispielsweise) Beauty-Influencer*innen größere Herausforderungen haben, sich eine Follower*innenschaft aufzubauen?
- Erreichen die religiösen Influencer*innen auch an Nutzer*innen außerhalb ihrer „Bubble“?
- Wie werden religiöse Influencer*innen ihrer Ansicht nach auf Instagram wahrgenommen? Werden sie mit offenen Armen begrüßt oder eher kritisch betrachtet?
Die Glaubwürdigkeit der Religionsgemeinschaften ist für den konkreten Erfolg auf der Plattform weniger wichtig als die Glaubwürdigkeit der Instagram-Akteur*innen. Diese werden durchaus auch zu eigenen, neuen Autoritäten. Authentizität ist der Begriff, an dem dies auch in der Forschung zu Digital Religion reflektiert wird, wobei Authentizität auf Social-Media in der Rezeption der Accounts konstruiert wird. Natürlich erreicht religionsbezogene Kommunikation auf Instagram eher Menschen, die nicht vollkommen grundsätzlich mit Religion gebrochen haben. Doch sie erreicht viele Menschen, die keine „analoge Nähe“ zu religiöser Praxis pflegen. Spiritualität, Sinnsuche, Lust auf kleine Andachtsformate, Bedarf an seelsorglichen Fragen und Interesse für religiöse Bildung: Diese Aspekte begegnen in der Plattform, und aktive Creator*innen berichten von vielfältigen Begegnungen und Erfahrungen, die sie in dieser Weise auf Social-Media nicht erwartet hätten.
Im Buch stammen viele der näher analysierten Accounts aus evangelischen und freikirchlichen Richtungen, während eine deutschsprachigen (römisch-)katholische Kommunikation auf Instagram bislang geringere forschende Aufmerksamkeit erhält. Insbesondere Accounts, die nicht für die Großkirchen stehen, scheinen oftmals eine größere mediale und auch wissenschaftliche Aufmerksamkeit zu generieren. Evangelische Christfluencer*innen sind keineswegs unbedingt die reichweitenstärkeren, doch sie suchen häufiger mit plattformspezifischen Techniken einen direkten und wiederkehrenden Kontakt mit ihren Communities und stehen für politische und gesellschaftliche Positionen ein, die in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden. Zugleich hat Knut Wormstädt in seinem Beitrag verdeutlicht, dass es ein gewisses Vorwissen braucht, um diese denominationellen Unterschiede wahrzunehmen und sie einzuordnen. Insgesamt ist eine Vielfalt an religiösen Positionen zu Inhalten zu beobachten: liberale Accounts müssen mit rechtskonservativen Kommentaren und Reaktionen rechnen, rechtskonservative Accounts begegnet Gegenwind und Kritik durch liberale Theolog*innen. Sie bekommen inzwischen auch mehr politische Aufmerksamkeit und kritische mediale Betrachtung. Trotz des regen Austauschs ist es in der Tat jedoch so, dass die Zahlen, über die wir sprechen, sich im sehr viel kleineren Bereich bewegen als es beispielsweise bei den großen Beautyinfluencer*innen der Fall ist.
Es gibt inzwischen auch eine Followerstudie, die zeigt, dass religiöse Influencer*innen vielfach in der gleichen „bubble“ fischen, aber zugleich auch mit spezifischen Notions andere „bubbles“ erreichen. Queer und Katholisch ergänzt sich in einem idealen Fall zu einer größeren Reichweite in beiden Bereichen. Die Wiedererkennbarkeit spielt natürlich eine große Rolle, und Accounts, die zum Faktor der Unterhaltung (die auch in spirituellen Momenten bestehen kann!) beitragen oder durch ihr Storytelling und ihre Interaktivität die Neugierde ihrer Follower zum Dranbleiben entfachen, entwickeln mehr Erfolg. Interessant ist diesbezüglich im Buch der Beitrag von Lisa Quarch und Jan Kuhn, die Strategien der Kommunikation in Bezug auf die Arbeit an ihrem Account @faithpwr Strategien reflektieren
Am 12. Mai wurde in Heidelberg ein Taylor-Swift-Gottesdienst abgehalten, mit „Pop-Beats statt Orgelmusik“ [2]. Bereits drei Wochen vor Beginn war dieser primär von Jugendlichen ausgebucht. Auch für den zweiten Taylor-Swift-Gottesdienst waren die Karten schnell ausverkauft. [3] Es scheint also nicht so zu sein, dass Religion, Glaube oder der Wunsch nach einem Ort, um den Glauben auszuleben oder einer Gemeinschaft anzugehören, abnimmt. Vielmehr scheinen sich viele Jugendliche einfach nicht mehr mit der „alten“ Tradition und ihrer bisherigen Form verbunden zu fühlen. In Heidelberg wurden „alt“ und „neu“, „Tradition“ und „Moderne“ miteinander verbunden, so wie es auch bei religiöser Kommunikation auf Instagram der Fall ist. Der Gottesdienst war ein Musterbeispiel dafür, wie eine solche Verschmelzung erfolgreich vonstattengehen kann.
- Funktioniert diese Kommunikation bzw. diese Verschmelzung von „altem“ und „neuem“ erfolgreich auf Instagram? Wie werden die „alten christlichen Glaubensinhalte“ (Texte aus der Bibel, konservative Geschlechterbilder und Rollen etc.) aufbereitet, um im modernen Phänomen „Social-Media“ erfolgreich zu sein?
Diese Verschmelzung funktioniert in manchen Fällen ziemlich erfolgreich. Spiritualität, Sinn und Orientierung sind Aspekte, die auf Social-Media im wachsenden Raum der Mündlichkeit und des Bewegtbilds vielfach verhandelt werden und dort ein großes Publikum finden. Dies können sich religiöse Gemeinschaften zu Nutzen machen, um hier auch ihre Perspektiven einzubringen. Nicht nur in Zeiten der Krise können religiöse Grundhaltungen eigene Kraft entwickeln. Was ‚alt‘ wirkt, funktioniert auf Instagram keineswegs schlecht: Kunstgeschichtliche Accounts, traditionalistische Weltbilder ebenso wie Geschlechterstereotypen, beispielsweise die TradWife-Bewegung auf TikTok und Instagram, feiern große Erfolge. Das Römisch-Katholische wird auf Instagram ästhetisch – weltweit betrachtet – reichlich traditionell kommuniziert. Die Bibel bleibt anscheinend das aktuellste Buch der Welt, wenn man sich die vielen BibleReading-Classes, das Lettering, die Kurzpredigten anschaut. Auch hier begegnen, in neuer Bildsprache und Kommunikation, oft erstaunlich unmoderne Ansichten und auch missionarische Perspektiven, die von den Großkirchen längst ad acta gelegt worden sind. Ob dies schon die Sehnsucht einer jungen Generation nach mehr Orientierung zum Ausdruck bringt, die manche Konservative darin sehen wollen, wäre zu beforschen.
Und der Gottesdienst in Heidelberg hat auf schöne Weise sichtbar gemacht, dass auch traditionell-religiöse Ansätze wie Spiritualität, Sinn und Orientierung mit Themenfeldern und Erfahrungsmomenten verknüpft werden können, die gerade für junge Menschen von Bedeutung sind. Liturgisch ist Popmusik im Gottesdienst nichts Neues, doch das tut der individuellen Bedeutung der jeweiligen Fans keinen Abbruch. Die Grundfrage bleibt doch immer identisch: Wie trägt eine religiöse Überzeugung in der Gegenwart, und kann sie Bedeutung für die Zukunft erlangen?
An dieser Stelle kommen wir zu unserer abschließenden Frage und werfen einen Blick auf die zukünftige Entwicklung der religiösen Kommunikation auf Instagram. Inwiefern wird die Präsenz von religiösen Influencer*innen oder religiösen Accounts auf Social Media die Zukunft des religiösen Diskurses beeinflussen?
Auch dies war Thema des Sammelbandes. In unseren eigenen Beiträgen geht es beispielsweise um „#outinchurch – Hashtagaktivismus für die Kirchenentwicklung auf Instagram“. Dazu hat Paula Paschke die Macht- und Authoritätsverschiebung reflektiert, die auch nicht-institutionelle Akteur*innen generieren können, um Diskurse in religiösen Gemeinschaften zu beeinflussen. Gleichzeitig spielt dies auch für säkulare Zusammenhänge eine wichtige Rolle: Im Beitrag zum Community-Account von Instagram, dem eine wesentliche Bedeutung für die Rekonstruktion der Plattforminteressen zukommen, hat Viera Pirker eine Zu- und Abnahme muslimisch geprägter spiritueller Inhalte identifiziert und reflektiert. Die Plattform selbst nutzt religiöse Themen in strategischen Perspektiven und mit eigenen Interessen. Instagram ist nicht die Zukunft, wohl aber ein gegenwärtiger Spiegel des religiösen Diskurses, der für die Forschung weiterhin von hohem Interesse ist. Es wird auch interessant bleiben, ob und wie neben den Individuen, die als Creator*innen unabdingbar sind, sowohl religiöse Gemeinschaften als auch säkulare Organisationen das kommunikative Potential nutzen werden.
Interview: Emilia Mappes, 2024
[1] https://www.kirche-und-leben.de/umfrage-katholische-kirche-verliert-massiv-an-glaubwuerdigkeit#:~:text=Eine%20neue%20Umfrage%20bescheinigt%20der,und%20die%20Moralvorstellungen%20der%20Kirche.
[2] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/taylor-swift-gottesdienst-in-heidelberg-100.html
[3] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/taylor-swift-gottesdienst-in-heidelberg-100.html