REMID
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.
An dieser Stelle könnte einfach ein Verweis stehen auf die Einträge zu “Kult”, “Heidentum” und “Schamanismus”. Doch die Angelegenheit bedarf einer zusätzlichen Erläuterung, denn es ist beliebt, den Ausdruck “Naturreligion” so zu gebrauchen, als ob damit ein besonderes Umweltbewusstsein im Sinne der westlichen Öko-Bewegungen seit dem 20. Jahrhundert verbunden sei.
Zwar ist der Ausdruck Ergebnis eines evolutionistischen Verständnisses einer “Entwicklung der Religionen”, bei der sogenannte “primitive” “Stammes”-Religionen am Anfang standen, – und er hatte anfangs noch keinen ökologisch-alternativen Touch – heute aber sind naturliebende Vertreter*innen einer indianischen Religion Sinnbild einer menschlichen Lebensform im Einklang mit der Natur.
Dabei ist weder das Fehlen eines philosophischen Natur-Technik-Gegensatzes oder von biologisch schlecht abbaubaren Artefakten z.B. aus Plastik ein Garant für gutes Umweltmanagement (man denke auch an die Theorien über das Ende der Maya-“Hochkultur” durch eine künstlich provozierte Umweltkatastrophe). Noch rechtfertigt die Selbstbeschreibung einer solchen indianischen Spiritualität durch eine*n indigene*n Vertreter*in als “Naturreligion” – in Vereinnahmung als Werbefigur für westliche NGOs und als Romantisierung fehlender Teilhabe – die Verwendung dieses Begriffs zur Klassifikation durch Wissenschaftler*innen oder Journalist*innen.