Doing and Believing: Religion und Gender — Interview zum Studierendensymposium der Religionswissenschaft 2025 in Basel

Vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 find­et das diesjährige Studieren­den­sym­po­sium der Reli­gion­swis­senschaft an der Uni­ver­sität Basel in der Schweiz statt. Anlässlich des 30. Jubiläums des Sym­po­siums führte REMID ein Inter­view mit den Organisator*innen und sprach mit ihnen über das Tagungs­the­ma, die Stadt Basel und die Her­aus­forderun­gen der Pla­nung und Umset­zung.

Zunächst ein­mal vie­len Dank, dass ihr das diesjährige Sym­po­sium aus­richtet und euch jet­zt auch noch Zeit für uns genom­men habt. Kom­men wir direkt zur ersten Frage: 2025 find­et das reli­gion­swis­senschaftliche Studieren­den-Sym­po­siums unter dem Titel „Doing and Believ­ing — Reli­gion und Gen­der“ statt. Wie seid ihr auf das The­ma gekom­men, was waren die Ideen dahin­ter?

Wir haben lange über­legt, welch­es The­ma wir für das Sym­po­sium wählen sollen und haben uns schließlich aus ver­schiede­nen Grün­den für „Doing and Believ­ing — Reli­gion und Gen­der“ entsch­ieden. In ver­schiede­nen Vorträ­gen und Diskus­sio­nen möcht­en wir unter­suchen, wie Gen­der und Reli­gion zueinan­der in Bezug ste­hen und wie sie sich gegen­seit­ig bee­in­flussen. Bei der Entschei­dung für das The­ma war uns auf der einen Seite wichtig, ein bre­ites The­men­feld zu find­en, in das viele ver­schiedene Vorträge von Per­so­n­en passen, die sich mit unter­schiedlichen Phänome­nen im Bere­ich Reli­gion beschäfti­gen. Ein weit­er­er Grund war, dass wir mit dem The­ma einen the­o­retis­chen Hin­ter­grund schaf­fen woll­ten, auf dem die unter­schiedlichen Vor­trage bess­er miteinan­der verknüpft wer­den kön­nen. Die Basler Reli­gion­swis­senschaft ist grund­sät­zlich eher the­o­retisch aus­gelegt – im Ver­gle­ich zu Reli­gion­swis­senschafts­fakultäten ander­er Unis, die zum Beispiel eher sozi­ol­o­gis­che Ansätze ver­fol­gen. Noch dazu gibt es hier in Basel ein Zen­trum für Geschlechter­forschung, das Studierende vom Bach­e­lor bis zur Pro­mo­tion aus­bildet. Wir dacht­en, das kön­nte auch eine Moti­va­tion für Studierende nicht nur der Reli­gion­swis­senschaft sein, sich aktiv zu beteili­gen oder einen Vor­trag zu hal­ten, der für alle span­nend ist. Last but not least ist das The­ma sehr aktuell und es ist großar­tig, dass Studierende aus ver­schiede­nen deutschsprachi­gen Uni­ver­sitäten zusam­menkom­men kön­nen, um darüber zu disku­tieren und unter­schiedliche Ansätze ken­nen­zuler­nen.

Let­ztes Jahr in Bochum war das The­ma “Reli­gion und All­t­ag”, was sehr weit gefasst war. Gab es auch bei euch Über­legun­gen, The­men anzus­prechen, die nicht sofort einen klaren Bezug zu Reli­gion und Gen­der aufweisen, inhaltlich den­noch rel­e­vant sind?

Auch unser diesjähriges The­ma ist bewusst weit gewählt und gibt die Möglichkeit, „Reli­gion und Gen­der“ aus den unter­schiedlich­sten Per­spek­tiv­en zu betra­cht­en – auch aus solchen, die auf den ersten Blick gar nicht zu passen scheinen. Wir sind dementsprechend offen für alle möglichen Vor­trags­the­men und freuen uns darauf, was alles ein­gere­icht wird. Außer­dem wird es ein bre­ites Rah­men­pro­gramm mit Exkur­sio­nen geben, und bei eini­gen Inhal­ten wird man vielle­icht erst auf den zweit­en Blick erken­nen, was sie mit Reli­gion und Gen­der verbindet. Zum Beispiel pla­nen wir einen Filmabend mit einem Schweiz­er Hor­ror­film.

Kön­ntet ihr mehr zu den Exkur­sio­nen und dem Rah­men­pro­gramm erzählen, ins­beson­dere für Studierende, die Basel nicht ken­nen?

Wir freuen uns sehr auf den Aus­tausch beim Sym­po­sium und haben auch ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen geplant, um den Studieren­den Basel näherzubrin­gen. Dazu gehören ver­schiedene Stadt­führun­gen, ein gemütlich­er Kinoabend und ein Pub­quiz. Die Reli­gion­s­geschichte Basels ist außer­dem äußerst span­nend und wir freuen uns, den Studieren­den am Sym­po­sium mehr über das nahegele­gene Goetheanum in Dor­nach, das anthro­posophis­che Zen­trum Rudolf Stein­ers, oder den ersten Zion­is­tenkongress, der 1897 in Basel stat­tfand, zu erzählen.

Warum sind Sym­posien eur­er Mei­n­ung nach wichtig? Was ist der Mehrw­ert und warum habt ihr euch entsch­ieden, es dieses Jahr selb­st ver­anstal­ten?

Wir find­en Sym­posien toll, weil sie eine beson­dere Plat­tform bieten, auf der sich Forschende und in unserem Fall Studierende aus­tauschen kön­nen. Es ist eine Gele­gen­heit, sich mit ver­schiede­nen Per­so­n­en über ein spez­i­fis­ches The­ma zu unter­hal­ten, die eigene Forschung zu präsen­tieren und sich gegen­seit­ig Feed­back zu geben. Solche Gele­gen­heit­en sind für Studierende sel­ten, und daher woll­ten wir das Sym­po­sium dieses Jahr in Basel weit­er­führen. Es ist wichtig, dass auch Studierende in der Reli­gion­swis­senschaft die Chance haben, sich auszu­tauschen.

An wen richtet sich das Sym­po­sium? Sind auch Studierende ander­er Fäch­er willkom­men?

Das Sym­po­sium richtet sich in erster Lin­ie an Studierende der Reli­gion­swis­senschaft, ist aber auch offen für Theolog*innen, Studierende der Jüdis­chen Stu­di­en, Geschlechter­forschung und ver­wandter Diszi­plinen. Sowohl für Bach­e­lor- als auch für Mas­ter­studierende ist die Ver­anstal­tung geeignet und wir wür­den uns freuen, auch Vorträge von Pro­movieren­den zu begrüßen.

Welche Möglichkeit­en haben Studierende, die teil­nehmen möcht­en?

Studierende kön­nen aktiv teil­nehmen, Vorträge präsen­tieren und Feed­back erhal­ten. Es ist eine großar­tige Gele­gen­heit, neue Per­spek­tiv­en und method­is­che Zugänge ken­nen­zuler­nen. Natür­lich ist auch eine Teil­nahme ohne Vor­trag möglich, wir freuen uns auf viele inter­essierte Hörer*innen. Für Basler Studierende gibt es außer­dem die Möglichkeit, an einem Tutorat teilzunehmen, in dem sie in die Pla­nung des Sym­po­siums ein­be­zo­gen wer­den.

Wie ver­läuft die Pla­nung bish­er? Gab es Her­aus­forderun­gen?

Wir sind zwar noch mit­ten in der Pla­nung, aber uns sind schon einige Her­aus­forderun­gen begeg­net. Eine ist, dass die Schweiz für viele ein teur­er Stan­dort ist. Es ist nicht das gün­stig­ste Land, um es mal so zu sagen, und kön­nte vielle­icht Studierende davor abschreck­en, sich anzumelden. Deshalb woll­ten wir sich­er­stellen, dass wir den Teil­nehmenden so viel wie möglich erle­ichtern kön­nen, indem wir die Verpfle­gung größ­ten­teils organ­isieren und eine vergün­stigte Möglichkeit für die Unterkun­ft bieten. Außer­dem find­en im Mai hier in Basel viele Ver­anstal­tun­gen und Großan­lässe statt, was die Pla­nung erschw­ert. Dadurch hat­ten wir Schwierigkeit­en, Unterkün­fte zu find­en und Restau­rants zu buchen. Aber wir denken, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben früh genug ange­fan­gen, sodass es langsam alles ins Laufen kommt. Wir organ­isieren das Sym­po­sium ja alle zum ersten Mal, daher war es auch für uns Neu­land und es gab vieles, in das wir uns erst einar­beit­en mussten. Aber momen­tan sind wir wirk­lich gut im Fluss und zuver­sichtlich, dass wir auch die verbleiben­den Her­aus­forderun­gen meis­tern.

Die Organisator*innen des Sym­po­siums
(Foto: Organ­i­sa­tion­skomi­tee Sym­po­sium)

Im Mai 2024 wurde euch in Bochum der Sym­po­siums-Budai übergeben. Kon­ntet ihr euch in diesem Rah­men aus­tauschen und habt Tipps mit­bekom­men?

Ja, wir haben vor Ort in Bochum mit dem Orga-Team gesprochen und einige wichtige Infos erhal­ten. Es war sehr inter­es­sant, von ihnen zu hören, wie viel Aufwand so eine Ver­anstal­tung tat­säch­lich bedeutet. Es ist aber auch so, dass in der Schweiz im Ver­gle­ich zu Deutsch­land vieles ein wenig anders lauft. Die Stiftun­gen, die man um finanzielle Unter­stützung anfragt, sind zum Beispiel ver­schieden. Auch die Größe der Insti­tu­tio­nen in Bochum und Basel sind kaum ver­gle­ich­bar. Das CERES in Bochum ist ein riesiges Insti­tut, während wir ein sehr klein­er Fach­bere­ich sind. Wir haben zum Beispiel nur eine Pro­fes­sur. Obwohl wir klein sind, ste­ht der Fach­bere­ich aber hin­ter uns und ist sehr begeis­tert, dass wir dieses Pro­jekt ange­hen – beson­ders, weil dieses Jahr sowohl das 30-jährige Jubiläum des Sym­po­siums als auch das 20-jährige Jubiläum der Reli­gion­swis­senschaft in Basel gefeiert wer­den. Auch unsere Assistieren­den haben uns unter­stützt, und die Uni selb­st hat uns finanziell unter die Arme gegrif­f­en. Das hat den Ein­stieg in die Pla­nung erle­ichtert.

Habt ihr vielle­icht auch Empfehlun­gen für diejeni­gen, die das Sym­po­sium näch­stes Jahr aus­richt­en möcht­en?

Der wichtig­ste Tipp ist unser­er Mei­n­ung nach, früh genug mit der Pla­nung und Organ­i­sa­tion anz­u­fan­gen und ein genug großes Team zu haben. Wir staunen immer wieder, wie schnell die Zeit verge­ht und wie viel Arbeit wirk­lich zu erledi­gen ist. Wenn Per­so­n­en darüber nach­denken, das Sym­po­sium näch­stes Jahr in ihrer Stadt auszuricht­en, sind wir natür­lich auch bere­it, uns auszu­tauschen und bei Bedarf den ein oder anderen Tipp zu geben.

Wann habt ihr mit der Pla­nung ange­fan­gen?

Die ersten Ideen sind nach dem let­ztjähri­gen Sym­po­sium auf der lan­gen Rück­fahrt von Bochum nach Basel ent­standen. Im Raum stand wie teuer so etwas wird, wen wir fra­gen müssen und ob wir über­haupt ein­fach so entschei­den kön­nen, dass wir das 30. Studieren­denympo­sium in Basel durch­fuhren möcht­en. Aber richtig offiziell begonnen haben wir Mitte Sep­tem­ber, als bei uns das Semes­ter ange­fan­gen hat. Zuerst woll­ten wir sich­er­stellen, dass der Fach­bere­ich uns unter­stützt und, dass wir das Sym­po­sium über­haupt durch­führen dür­fen. Der Fach­bere­ich hat dann glück­licher­weise sogle­ich zuges­timmt.

Und was braucht man noch, um so ein Sym­po­sium zu organ­isieren, abge­se­hen von der Genehmi­gung durch die Uni?

Für uns war die Finanzierung der wichtig­ste Punkt, da Basel teuer ist. Wir mussten sich­er­stellen, dass wir zumin­d­est einen Teil der Verpfle­gung finanzieren kön­nen. Es war auch eine Her­aus­forderung, sich durch die bürokratis­chen Prozesse der Uni zu navigieren, um her­auszufind­en, wie und wo wir Geld beantra­gen kön­nen. Beson­ders schwierig war es, da wir als Studierende keinen Nachwuchswissenschaftler*innen-Status haben. Diese Abklärun­gen waren wirk­lich wichtig. Ohne die finanzielle Unter­stützung von der Uni und anderen Fach­bere­ichen wäre es schwieriger gewe­sen.

Habt ihr die Dozieren­den, die eben­falls an dem Sym­po­sium teil­nehmen, selb­st aus­gewählt oder habt ihr gehofft, dass sie euch ansprechen?

Wir haben sowohl Dozierende aus unser­er eige­nen Uni als auch externe Expert*innen ange­sprochen. Für die Exkur­sio­nen haben wir gezielt Dozierende gefragt, die uns bei der the­ma­tis­chen Leitung unter­stützen kön­nen. Zum Beispiel wird Prof. Dr. Erik Petry vom Zen­trum fur Jüdis­che Stu­di­en in Basel eine Führung zur jüdis­chen Geschichte Basels anbi­eten. Welche Per­so­n­en wir uns für das Podi­ums­ge­spräch am Ende des Sym­po­siums vorstellen kön­nten, haben wir noch nicht endgültig entsch­ieden. Wir über­legen noch, ob wir nur lokale Expert*innen ein­laden oder auch Per­so­n­en aus anderen Bere­ichen und Diszi­plinen ein­beziehen wollen. Wir sind da noch offen und wer­den näch­ste Woche entschei­den, wie wir das gestal­ten.

Auch wenn die Aus­rich­tung des Sym­po­siums viel Arbeit erfordert, soll das Ganze aber natür­lich auch Spaß machen. Worauf freut ihr euch am meis­ten?

Wir freuen uns beson­ders auf die vie­len Besucher*innen und die vollen Räume. Nor­maler­weise sitzen wir in Sem­i­naren, die nur 15 Per­so­n­en umfassen. Deswe­gen wird es eine span­nende Abwech­slung sein, zu sehen, wie Men­schen aus so vie­len ver­schiede­nen Uni­ver­sitäten durch die Fakultät gehen und am Sym­po­sium teil­nehmen. Auch das Ganze als Team auf die Beine zu stellen und zu sehen, wie sich all die wöchentlichen Besprechun­gen und die Arbeit auszahlen, wird etwas Beson­deres sein. Aufre­gend wird sicher­lich der Moment, wenn das Sym­po­sium tat­säch­lich stat­tfind­et, und wir all die Leute tre­f­fen. Wir freuen uns auch, im Nach­hinein auf das Sym­po­sium zurück­zublick­en und dann hof­fentlich voller Stolz sagen zu kön­nen: ‚Das haben wir organ­isiert.‘

Danke für das Inter­view.

Inter­essierte kön­nen sich noch bis zum 28. Feb­ru­ar für die Teil­nahme anmelden. Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Anmel­dung und dem Pro­gramm find­en Sie auf der Web­site des Fach­bere­ichs Reli­gion­swis­senschaft der Uni­ver­sität Basel.

Das Inter­view führten Sebas­t­ian Mihatsch und Veroni­ka Schnei­ders.