Religionswissenschaft aus der ganzen Welt: der 23. Weltkongress der IAHR in Krakau, Polen

Zwis­chen alten Gebäu­den, kleinen Cafés und der belebten Innen­stadt Krakaus fand vom 24.–30. August 2025 das weltweit größte Event der Reli­gion­swis­senschaft an der Jagiel­lonen-Uni­ver­sität statt. Unter dem Mot­to „Out of Europe: Study­ing Religion(s) in Inter­con­necteed Worlds“ ver­sam­melten sich über 1100 Teil­nehmenden aus der ganzen Welt, um sich wis­senschaftlich auszu­tauschen, den Stand der Reli­gions­forschung weltweit zu ergrün­den und inter­na­tionale Koop­er­a­tio­nen zu ini­ti­ieren. REMID e.V. war auch dabei: Die erste Vor­sitzende Anna Kira Hip­pert und die Vor­stands­beisitzerin Dun­ja Shar­bat Dar waren vertre­tend für den Vor­stand vor Ort.

REMID Vor­standsmit­glieder Anna und Dun­ja mit INFORM Vertreter*innen Aled Thomas, Edward Gra­ham-Hyde und Erin Clark

Die IAHR (Inter­na­tion­al Asso­ci­a­tion for the His­to­ry of Reli­gions) wurde bere­its 1949 gegrün­det und ist die inter­na­tionale Organ­i­sa­tion der Reli­gion­swis­senschaft. In Koop­er­a­tion mit den regionalen und nationalen Vere­ini­gun­gen der Reli­gion­swis­senschaft, welche in Deutsch­land die DVRW (Deutsche Vere­ini­gung für Reli­gion­swis­senschaft) ist, set­zt sie sich für die Förderung aller Religionswissenschaftler*innen ein, die im Bere­ich der his­torischen, sozi­ol­o­gis­chen und ver­gle­ichen­den Reli­gions­forschung arbeit­en. Der IAHR-Weltkongress find­et jede fünf Jahre statt. Nach ein­er Pause 2020 auf­grund der Pan­demie war es also das erste Mal nach zehn Jahren, dass diese große Kon­ferenz in Per­son stat­tfind­en kon­nte.

Logo des diesjähri­gen IAHR-Kon­gress­es

Das Insti­tut für Reli­gion­swis­senschaft der Jagiel­lonen-Uni­ver­sität, das den IAHR-Weltkongress 2025 aus­richtete, empf­ing die inter­na­tionalen Gäste in den Räu­men der Uni­ver­sität, welche bere­its 1364 gegrün­det wurde und damit die zweitäl­teste Uni­ver­sität in ganz Europa ist. Am Son­ntagabend begann die Tagung im Audi­to­ri­um Max­i­mum mit Gruß­worten der Organisator*innen, der Uni­ver­sität, des Bürg­er­meis­ters der Stadt, dem Vor­sitzen­den der Pol­ish Soci­ety for the Study of Reli­gions, Prof. Dr. Jerzy Kojkoł, Präsi­den­ten der IAHR, Prof. Dr. Tim Jensen, und der Gen­er­alsekretärin Prof. Dr. Satoko Fuji­wara sowie ein­er Tanz- und Musik­show ein­er pol­nis­chen Gruppe. Im Anschluss an diese Eröff­nung fol­gte die erste von fünf Keynotes (beson­dere Vorträge), die im Rah­men der feier­lichen Recep­tion mit Essen und regem Aus­tausch disku­tiert wurde. Der Auf­takt der Tagung set­zte den Ton für die fol­gen­den diskus­sion­sre­ichen und span­nen­den Tage dieses Weltkon­gress­es.

Das Programm

Von Mon­tag bis Sam­stag gab es jeden Tag meist drei Pan­el­slots je 90min sowie ein­er Keynote vor dem Mit­tagessen, zu der alle ins Audi­to­ri­um ein­ge­laden wur­den. Es gab zu jedem Zeit­slot, so die Organisator*innen, bis zu 30 gle­ichzeit­ig stat­tfind­ende Pan­els und das bedeutete, dass die Teil­nehmenden der schw­eren Entschei­dung gegenüber­standen, unter all diesen Pan­els diejeni­gen auszusuchen, die ihren Inter­essen entsprachen. Mith­il­fe ein­er App kon­nte sich jed­er ein eigenes Pro­gramm aus der großen Pan­elauswahl zusam­men­stellen. Am Mittwoch gab es einen freien Tag mit Exkur­sio­nen durch Krakau. Im Laufe der Woche trafen sich zudem die Mit­glieder der ver­schiede­nen nationalen und regionalen Schwes­t­eror­gan­i­sa­tio­nen der IAHR. Die IAHR selb­st tagte auch. Sam­stag endete die Tagung nach­mit­tags mit einem gemein­samen Lunch.

Die Pan­els, zusam­menge­tra­gen und organ­isiert von Reli­gions­forschen­den aus der ganzen Welt, behan­del­ten eine Vielzahl an Inhal­ten – his­torische und gegen­wär­tige Fall­stu­di­en, Beiträge zur The­o­riebil­dung in der Reli­gion­swis­senschaft, Meth­o­d­endiskus­sio­nen, Reflex­io­nen über die Forschung, Round­ta­bles, Filmvorstel­lun­gen und so vieles mehr. Wissenschaftler*innen jeden Niveaus waren vertreten, um Ergeb­nisse, Prozess­berichte oder Ansätze aus ihrer Forschung zu teilen. Es ging darum, ken­nen­zuler­nen, wie und worüber andere Wissenschaftler*innen arbeit­en, ums Ver­net­zen und darum, einen Raum zu haben, gemein­sam über Forschungsper­spek­tiv­en nachzu­denken.

Internationale Kooperationen

Als Koop­er­a­tionspart­ner von INFORM aus Großbri­tan­nien besucht­en Anna und Dun­ja vertre­tend für REMID e.V. das INFORM-Pan­el, bei dem neue Pro­jek­te im Rah­men der Arbeit von INFORM vorgestellt wur­den. Dr. Aled Thomas, Vor­sitzen­der des Ver­wal­tungsauss­chuss­es von INFORM, Edward Gra­ham-Hyde, Schatzmeis­ter von INFORM, sowie Erin Clark, assozi­ierte Forscherin bei INFORM, berichteten über ihre Arbeit im Bere­ich Ex-Mit­glieder bei Neuen Religiösen Bewe­gun­gen, Kon­ver­sion­s­gründe und die LDS-Kirche. INFORM ist bekan­nt als Vor­re­it­er für forschungs­basierte Wis­senschaft­skom­mu­nika­tion und Öffentlichkeit­sar­beit. Die gegen­seit­ige Unter­stützung stärk­te die Ver­bun­den­heit und den inhaltlichen Aus­tausch zwis­chen REMID e.V. und INFORM; ins­beson­dere hin­sichtlich der kom­menden Koop­er­a­tio­nen, die momen­tan in Pla­nung sind.

REMID Vor­standsmit­glieder Anna und Dun­ja mit Ari­ane Kovac und Dr. Thorsten Wet­tich

Andere Pan­els befassten sich beispiel­sweise mit der Posi­tion­al­ität der Wissenschaftler*innen in ihrer Forschung (Pan­elistin­nen: Prof. Dr. Edith Franke, Prof. Dr. Gritt Klinkham­mer, Prof. Dr. Moni­ka Schrimpf und Prof. Dr. Dorothea Lüd­deck­ens), der Frage nach „Her­itage“ und Erin­nerungskul­tur „at the edge“ (Round­table von Dr. Paride Stor­ti­ni, Assis­tant-Prof. Dr. Pauli­na Kola­ta, Dr. Emi­ly Ander­son, Prof. Dr. Aki­ra Nishimu­ra und Prof. Dr. Aike Rots) und spielerischen Meth­o­d­en sowie „Access“ in der Uni­ver­sität­slehre der Reli­gion­swis­senschaft (Round­table von Dr. Rafaela Eul­berg, Rana P. Tillessen, Dr. Ramona Jelinek-Menke und Prof. Dr. Adri­an Her­mann). Anna und Dun­ja selb­st organ­isierten mit Ari­ane Kovac und Dr. Thorsten Wet­tich ein Pan­el darüber, ob und wie Ameri­ka als „geheiligtes Land“ in religiösen Grup­pen, die sich auf die USA beziehen und von ihnen bee­in­flusst wer­den, beschrieben und disku­tiert wird.

Aber diese Aufzäh­lung ist keines­falls repräsen­ta­tiv: bei über 60 Pan­els am Tag kann ein so kurz­er Ein­blick kaum Rechen­schaft schaf­fen. Die vie­len Erfahrun­gen, inhaltlichen Diskus­sio­nen und Bekan­ntschaften hin­ter­ließen einen bleiben­den Ein­druck bei Anna und Dun­ja. Nach der Tagung bleibt nun die Auf­gabe, die ganzen Impres­sio­nen sack­en zu lassen und Koop­er­a­tio­nen aufleben zu lassen. Näch­stes Mal bei der IAHR will REMID e.V. mit einem Pan­el oder einem Stand dabei sein, um Möglichkeit­en der Wis­sensver­mit­tlung und der Rolle der Reli­gion­swis­senschaft in der Gesellschaft aufzuzeigen.

Wir bedanken uns für die Organ­i­sa­tion des Weltkon­gress­es für diese tolle Erfahrun­gen und freuen uns auf den näch­sten Kongress 2030!

— Ein Bericht von Dun­ja Shar­bat Dar