REMID
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.
Zwischen alten Gebäuden, kleinen Cafés und der belebten Innenstadt Krakaus fand vom 24.–30. August 2025 das weltweit größte Event der Religionswissenschaft an der Jagiellonen-Universität statt. Unter dem Motto „Out of Europe: Studying Religion(s) in Interconnecteed Worlds“ versammelten sich über 1100 Teilnehmenden aus der ganzen Welt, um sich wissenschaftlich auszutauschen, den Stand der Religionsforschung weltweit zu ergründen und internationale Kooperationen zu initiieren. REMID e.V. war auch dabei: Die erste Vorsitzende Anna Kira Hippert und die Vorstandsbeisitzerin Dunja Sharbat Dar waren vertretend für den Vorstand vor Ort.

Die IAHR (International Association for the History of Religions) wurde bereits 1949 gegründet und ist die internationale Organisation der Religionswissenschaft. In Kooperation mit den regionalen und nationalen Vereinigungen der Religionswissenschaft, welche in Deutschland die DVRW (Deutsche Vereinigung für Religionswissenschaft) ist, setzt sie sich für die Förderung aller Religionswissenschaftler*innen ein, die im Bereich der historischen, soziologischen und vergleichenden Religionsforschung arbeiten. Der IAHR-Weltkongress findet jede fünf Jahre statt. Nach einer Pause 2020 aufgrund der Pandemie war es also das erste Mal nach zehn Jahren, dass diese große Konferenz in Person stattfinden konnte.

Das Institut für Religionswissenschaft der Jagiellonen-Universität, das den IAHR-Weltkongress 2025 ausrichtete, empfing die internationalen Gäste in den Räumen der Universität, welche bereits 1364 gegründet wurde und damit die zweitälteste Universität in ganz Europa ist. Am Sonntagabend begann die Tagung im Auditorium Maximum mit Grußworten der Organisator*innen, der Universität, des Bürgermeisters der Stadt, dem Vorsitzenden der Polish Society for the Study of Religions, Prof. Dr. Jerzy Kojkoł, Präsidenten der IAHR, Prof. Dr. Tim Jensen, und der Generalsekretärin Prof. Dr. Satoko Fujiwara sowie einer Tanz- und Musikshow einer polnischen Gruppe. Im Anschluss an diese Eröffnung folgte die erste von fünf Keynotes (besondere Vorträge), die im Rahmen der feierlichen Reception mit Essen und regem Austausch diskutiert wurde. Der Auftakt der Tagung setzte den Ton für die folgenden diskussionsreichen und spannenden Tage dieses Weltkongresses.
Das Programm
Von Montag bis Samstag gab es jeden Tag meist drei Panelslots je 90min sowie einer Keynote vor dem Mittagessen, zu der alle ins Auditorium eingeladen wurden. Es gab zu jedem Zeitslot, so die Organisator*innen, bis zu 30 gleichzeitig stattfindende Panels und das bedeutete, dass die Teilnehmenden der schweren Entscheidung gegenüberstanden, unter all diesen Panels diejenigen auszusuchen, die ihren Interessen entsprachen. Mithilfe einer App konnte sich jeder ein eigenes Programm aus der großen Panelauswahl zusammenstellen. Am Mittwoch gab es einen freien Tag mit Exkursionen durch Krakau. Im Laufe der Woche trafen sich zudem die Mitglieder der verschiedenen nationalen und regionalen Schwesterorganisationen der IAHR. Die IAHR selbst tagte auch. Samstag endete die Tagung nachmittags mit einem gemeinsamen Lunch.
Die Panels, zusammengetragen und organisiert von Religionsforschenden aus der ganzen Welt, behandelten eine Vielzahl an Inhalten – historische und gegenwärtige Fallstudien, Beiträge zur Theoriebildung in der Religionswissenschaft, Methodendiskussionen, Reflexionen über die Forschung, Roundtables, Filmvorstellungen und so vieles mehr. Wissenschaftler*innen jeden Niveaus waren vertreten, um Ergebnisse, Prozessberichte oder Ansätze aus ihrer Forschung zu teilen. Es ging darum, kennenzulernen, wie und worüber andere Wissenschaftler*innen arbeiten, ums Vernetzen und darum, einen Raum zu haben, gemeinsam über Forschungsperspektiven nachzudenken.
Internationale Kooperationen
Als Kooperationspartner von INFORM aus Großbritannien besuchten Anna und Dunja vertretend für REMID e.V. das INFORM-Panel, bei dem neue Projekte im Rahmen der Arbeit von INFORM vorgestellt wurden. Dr. Aled Thomas, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses von INFORM, Edward Graham-Hyde, Schatzmeister von INFORM, sowie Erin Clark, assoziierte Forscherin bei INFORM, berichteten über ihre Arbeit im Bereich Ex-Mitglieder bei Neuen Religiösen Bewegungen, Konversionsgründe und die LDS-Kirche. INFORM ist bekannt als Vorreiter für forschungsbasierte Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Die gegenseitige Unterstützung stärkte die Verbundenheit und den inhaltlichen Austausch zwischen REMID e.V. und INFORM; insbesondere hinsichtlich der kommenden Kooperationen, die momentan in Planung sind.

Andere Panels befassten sich beispielsweise mit der Positionalität der Wissenschaftler*innen in ihrer Forschung (Panelistinnen: Prof. Dr. Edith Franke, Prof. Dr. Gritt Klinkhammer, Prof. Dr. Monika Schrimpf und Prof. Dr. Dorothea Lüddeckens), der Frage nach „Heritage“ und Erinnerungskultur „at the edge“ (Roundtable von Dr. Paride Stortini, Assistant-Prof. Dr. Paulina Kolata, Dr. Emily Anderson, Prof. Dr. Akira Nishimura und Prof. Dr. Aike Rots) und spielerischen Methoden sowie „Access“ in der Universitätslehre der Religionswissenschaft (Roundtable von Dr. Rafaela Eulberg, Rana P. Tillessen, Dr. Ramona Jelinek-Menke und Prof. Dr. Adrian Hermann). Anna und Dunja selbst organisierten mit Ariane Kovac und Dr. Thorsten Wettich ein Panel darüber, ob und wie Amerika als „geheiligtes Land“ in religiösen Gruppen, die sich auf die USA beziehen und von ihnen beeinflusst werden, beschrieben und diskutiert wird.
Aber diese Aufzählung ist keinesfalls repräsentativ: bei über 60 Panels am Tag kann ein so kurzer Einblick kaum Rechenschaft schaffen. Die vielen Erfahrungen, inhaltlichen Diskussionen und Bekanntschaften hinterließen einen bleibenden Eindruck bei Anna und Dunja. Nach der Tagung bleibt nun die Aufgabe, die ganzen Impressionen sacken zu lassen und Kooperationen aufleben zu lassen. Nächstes Mal bei der IAHR will REMID e.V. mit einem Panel oder einem Stand dabei sein, um Möglichkeiten der Wissensvermittlung und der Rolle der Religionswissenschaft in der Gesellschaft aufzuzeigen.
Wir bedanken uns für die Organisation des Weltkongresses für diese tolle Erfahrungen und freuen uns auf den nächsten Kongress 2030!
— Ein Bericht von Dunja Sharbat Dar