Die Präsenz von REMID in der Öffentlichkeit konnte 1996 fortgesetzt werden. Das Deutsche Sonntagsblatt veröffentlichte in seiner Ausgabe vom 12. Januar einen Diskussionbeitrag von Thomas Schweer zur Frage »Soll der Staat Sekten überwachen?«. Beim 3. Marburger Ökumene-Gespräch, ausgerichtet von der Stadt Marburg und dem Fachbereich Ev. Theologie, vom 20. Januar moderierte Hermann Ruttmann eine Arbeitsgruppe zum Thema »Neue Religionen – die Marburger Szene«. Selbstverständlich war REMID auch durch einen Büchertisch vertreten. Publizistisch war es das Heft »Kirche und Religion von Aussiedlern aus GUS-Staaten« von Hermann Ruttmann, das eine starke Verbreitung fand. Als Heft 4 in der Schriftenreihe »Religionen vor Ort« wurde von dem 64 Seiten umfassenden Heft eine Auflage von 5.000 Exemplaren gedruckt, von denen zum Jahresende rund die Hälfte abgesetzt werden konnte. Interessenten für diese REMID-Publikation sind vor allem MitarbeiterInnen in Kirchengemeinden, Pfarrämtern sowie privaten und öffentlichen Einrichtungen, die mit der Aussiedlerproblematik befaßt sind. Nach dem Ausscheiden von Anke Richter wurde REMID zum 1. Januar 1996 eine weitere BSHG-19-Maßnahme bewilligt. Die Inhaberin, Aki Kazak, konzipierte zusammen mit Gritt M. Klinkhammer einen »Religionswissenschaftlichen Reisedienst«. Durch Initiative eines Marburger Mitgliedes hatte die Volkshochschule des Landkreises Marburg-Biedenkopf Interesse an Exkursionen zu verschiedenen Religionsgemeinschaften. Es entstand ein Veranstaltungsangebot, das an drei Tagen zu folgenden Religionsgemeinschaften führen sollte: Koptisch-orthodoxe Christen (mit Kloster bei Waldsolms, nähe Wetzler), Thai-Buddhisten (mit Kloster in Langenselbold nähe Hanau), Islam, d. h. Islamischer Bund Mannheim (mit Deutschlands größter Moschee), Bahá'à (mit Haus der Andacht in Hofheim-Langenhain bei Frankfurt), Aleviten (mit Zentrum in Köln) und Sikhs (mit Tempel in Köln). Leider haben sich für die Fahrten nicht genügend InteressentInnen angemeldet, so daß die Volkshochschule mit REMID zusammen versucht, die Exkursionen im Jahr 1997 stattfinden zu lassen. Nach einer Einführung durch eine(n) REMID-Mitarbeiter(in) sollen die Fahrten Gelegenheit geben, religiöse Orte der Gemeinschaften zu besuchen und sich im Gespräch mit Vertretern vor Ort ein Bild über das Glaubensleben und die Probleme der Menschen zu machen. Im Monat September konnte auch die lange vorbereitete Veranstaltungsreihe »Völkische Religiosität in Geschichte und Gegenwart« durchgeführt werden. Gemeinsam mit der Evangelischen Akademie in Hamburg konnten an vier Abenden die Referenten Dr. Ulrich Nanko, Dr. Stefanie von Schnurbein, Justus H. Ulbricht und Dr. Uwe Stenglein-Hektor über das Spektrum der völkischen Religiosität und ihre Entwicklung seit dem Kaiserreich bis heute informieren. Die Abwicklung seitens von REMID, die Koordinierung der Termine etc. wurde von Axel Bergmann übernommen. Vermehrt gab es Anfragen an die Geschäftsstelle nach Materialien und Referenten, beispielsweise für eine WDR-Hörfunksendung, für einen Vortrag bei der Ev. Arbeitsstelle für Religions- und Weltanschauungsfragen, über Scientology, den Islam, neuheidnische Religiosität usw. Auch die seit 1994 monatlich laufende Serie in der Zeitschrift Connection wurde fortgesetzt. Zu Beginn des Jahres 1995 hat sich auch die Planungsgruppe des Symposions »Kritik an Religionen« wieder zusammengesetzt, um die Veröffentlichung der Symposionsbeiträge vorzubereiten. Der Plan sieht vor, über die Vorträge hinaus weitere Aufsätze in den Band aufzunehmen, um das Spektrum der Positionen zur Frage »Kritik an Religionen« noch zu vergrößern. Hinsichtlich der Veröffentlichungspraxis von REMID faßte die Mitgliederversammlung vom 17. Februar den Beschluß, daß Hefte der Schriftenreihen auch weiterhin – bis auf begründete Ausnahmen – vorfinanziert sein müssen, ehe einer Publikation zugestimmt werden kann. Die Haushaltslage von REMID läßt keine andere Alternative zu. Hinsichtlich der Publikation des Symposions hat sich der Vorstand für eine Veröffentlichung im diagonal-Verlag entschieden, die es dem Verein ermöglicht, die notwendige Finanzierungsbeteiligung in absehbarer Zeit zurückzuerhalten. Der Kassenwart konnte zwar für das Haushaltsjahr 1995 Entwarnung in der Hinsicht geben, daß REMID seine Verbindlichkeiten abgebaut hat, was jedoch hauptsächlich durch die Erlöse des Buches »Vielfalt der Religionen« ermöglicht wurde. REMID wird auch in den kommenden Jahren zu einer sparsamen Haushaltsführung verpflichtet sein. Im September wurden die Dienste des Vereins erstmals in größerem Umfang von einem externen Auftraggeber in Anspruch genommen. Für die Planungen zur EXPO 2000 in Hannover gab die Ev.-Luth. Landeskirche Hannover eine Recherche zum interreligiösen Dialog in Auftrag. Frage war, wie sich die verschiedenen Religionsgemeinschaften zum interreligiösen Dialog stellen und welche Gruppierungen (religiöse und nichtreligiöse) mit welchen Zielen am interreligiösen Dialog beteiligt sind. Im Ergebnis konnten durch Aki Kazak und Steffen Rink fünf Aktenordner Material zusammengestellt werden.
Ausblick auf 1997
Für 1997 wird es darauf ankommen, die Position von REMID in der Öffentlichkeit weiter auszubauen. Das auf der Mitgliederversammlung 1996 angeregte Projekt »Religion und Gesundheit«, das die Sicht der Religionen von »Gesundheit« darstellen und somit klinisch oder therapeutisch arbeitenden eine Hilfestellung geben soll, darf nicht aus den Augen verloren werden, auch wenn die personellen Kapazitäten bislang nur eine Literaturrecherche zuließen. Ebenso müssen Publikationsprojekte der Vergangenheit (Religionen feiern, Bände der Schriftenreihen zur Methodendiskussion) vollendet werden. Schließlich muß ein weiteres Vorhaben der Vergangenheit, die Präsenz von REMID im Internet, im Jahr 1997 umgesetzt werden. Durch die dadurch gewährleistete Wahrnehmung von REMID wird der Verein in der Lage sein, die Aufmerksamkeit auf seine weitergehenden Angebote zu lenken.
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