Seit der letzten Mitgliederversammlung vom 29. April 2000 in Erfurt sind gut 9 ½ Monate vergangen, so daß der Berichtszeitraum im Vergleich zu früheren Mitgliederversammlungen etwas kürzer ausfällt. Die Arbeit von Vorstand und Geschäftsstelle stand in dieser Zeit unter vier Schwerpunkten:
1. Geschäftsstellenarbeit, Archiv und Dokumentationsstelle
2. Vorbereitung der Tagung "Religion und Recht"
3. Fortführung und Vorbereitung von Projekten
4. Verbesserung der Angebote von REMID
1. Es ist für REMID nichts unbekanntes, daß die Arbeit in der Geschäftsstelle immer wieder unter Kontinuitätsproblemen leidet. Dies ergibt sich aus dem Umstand, daß die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle die geförderten Beschäftigungsmaßnahmen nur für ein Jahr in Anspruch nehmen können.
Seit dem 1. Juni 2000 arbeitet Saeed Salari Rad mit 25 Wochenstunden für REMID. Das bedeutet, daß es seit dem Ausscheiden von Volker Beer am 30. April 2000 eine zweimonatige Vakanz gegeben hat. Die Marburger Vorstandsmitglieder selbst haben versucht, durch einigermaßen regelmäßige Präsenz in der Geschäftsstelle diesen für REMID nachteiligen Umstand auszugleichen.
Für den neuen Beschäftigten ging es zunächst einmal darum, sich in die Arbeitsabläufe der Geschäftsstelle einzufinden. Zudem haben wir festgestellt, daß unser Archivmaterial nur unzureichend mittels EDV zugänglich ist; hier wurde mittlerweile Abhilfe geschaffen. Dies spiegelt sich auch in einer aktuellen Liste der bei REMID verfügbaren Periodika, die im Internet abgerufen werden kann. Es ist mehr als erfreulich, daß der Bestand der regelmäßig eingehenden Zeitschriften nun auf über 130 verschiedene Titel gesteigert werden konnte. Insbesondere zum Islam und zu christlichen Sondergemeinschaften bzw. Freikirchen konnte der Bestand in den vergangenen Monaten erweitert werden. Dabei ist anzumerken, daß alle Institutionen bzw. Religionsgemeinschaften REMID ihre Publikationen kostenlos zur Verfügung stellen. Wir erkennen darin auch ein Ausdruck des Vertrauens in die Arbeit von REMID.
Im Zusammenhang mit der Archivarbeit steht nun noch aus, die vorhandene sog. graue Literatur mittels unserer Datenbank zugänglich zu machen. Neben der Zeitschriftensammlung ist es ja eine besondere Stärke von REMID, diese Literatur verfügbar zu haben. Zu über 300 religiösen und anderen mit Religion befaßten Einrichtungen haben wir Material im Archiv verfügbar – teils weniger umfangreich, teils aber auch sehr ausführlich. Das bedeutet, daß die Geschäftsstellenarbeit neben dem Versuch, weitere Freiabonnements von Zeitschriften zu gewinnen, auch von der ständigen Pflege und Erweiterung dieser Archivbestände in Anspruch genommen wird. Unter dem Gesichtspunkt der Kontinuität wäre eine durchgehende Auswertung der neu eingehenden Materialien sicherlich wünschenswert. Angesichts der Möglichkeiten von REMID aber können wir stolz sein, daß es in Deutschland wohl nur noch wenige Einrichtungen gibt, die überhaupt ein solch breites Angebot an aktuellen Informationen über Religionen und die Entwicklung der aktuellen Religionsgeschichte vorrätig halten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
2. Die Durchführung einer wissenschaftlichen Tagung ist bereits seit längerem geplant. Die Veranstaltungen Kritik an Religionen und Streitfall Neue Religionen der Jahre 1995 und 1998 haben gezeigt, daß REMID mit seinen Tagungen Themen anspricht, die von Interesse sind. Wichtiger Gesichtspunkt für REMID ist bei diesen Tagungen immer der interdisziplinäre Zugang zu den Themen – sowohl, um Religionswissenschaft in einen größeren Kontext zu stellen, als auch, um das Fach mit anderen Disziplinen ins Gespräch zu bringen und Rückwirkungen für die religionswissenschaftliche Forschung zu erreichen.
Seit Sommer 2000 haben Gritt Klinkhammer und Tobias Frick die konkrete Konzeption und Organisation der jetzt stattfindenden Tagung Religionen und Recht geleistet – wofür ich Ihnen im Namen meiner Vorstandskollegen einen herzlichen Dank aussprechen darf. In diesen Dank muß auch Herr Saeed Salari Rad einbezogen werden, der die Vorbereitungen in der Geschäftsstelle unterstützt hat. Jeder weiß, daß solche Veranstaltungen nur durch großes Engagement der an der Organisation Beteiligten möglich werden.
3. Bei den knappen personellen und finanziellen Ressourcen bedeutet die Vorbereitung einer Tagung aber auch, daß andere Projekte nicht in der als wünschenswert erachteten Weise fortgeführt werden können.
An erster Stelle ist hier die Faltblatt-Reihe zu Religionsgemeinschaften in Deutschland zu nennen. Dieses Projekt steht schon lange auf der Tagesordnung von REMID. Es geht darum, auf knappen Raum grundlegende Informationen zu Religionsgemeinschaften zu geben, die an Interessierte weitergereicht werden können. Außerdem sollen diese Faltblätter von Institutionen wie Kirchengemeinden oder Fortbildungseinrichtungen in größerer Stückzahl bestellt werden können, und schließlich sollen diese Informationen auch im Internet-Angebot von REMID zur Verfügung gestellt werden. Basis der Auswahl ist dabei die von REMID verantwortete Artikelreihe zu "Religionen und religiösen Bewegungen" in der Connection. Volker Beer hat in der Zeit seines Beschäftigungsjahres (1999 bis 2000) bei REMID endlich das bereits seit 1998 besprochene Projekt wieder aufnehmen können; Gritt Klinkhammer hat es im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten in den letzten Monaten fortgeführt. Die ersten Faltblätter stehen unmittelbar vor ihrer Fertigstellung, und wir hoffen, daß dieses Projekt dann sukzessive vollendet werden kann. Geplant sind Informationen zu rund 20 bis 30 Gemeinschaften.
Gleichermaßen steht das von Tobias Frick betreute Projekt jetzt vor seinem Schritt an die Öffentlichkeit: Die Erstellung einer eigenen Information mit Vortrags- und Seminarangeboten von REMID, die der Verein an Bildungseinrichtungen versenden wird. Rechtzeitig zur Tagung konnte dieses Informationsblatt nun fertiggestellt werden. Auch hier wird die Internet-Version folgen. Es hat sich in der REMID-Arbeit herausgestellt, daß es mehr als sinnvoll ist, potentiellen Interessenten an den Angeboten von REMID konkret sagen zu können, was denn mögliche Leistungen, Inhalte und Themen sein könnten. Es ist dabei selbstverständlich, daß diese Liste niemals abgeschlossen sein wird, sondern ständig aktualisiert vorliegen wird. Hier stellt das Medium Internet einen großen Vorteil für die Darstellung aktueller Angebote zur Verfügung.
Ein bereits seit 1994 betriebenes Projekt ist die Artikelserie "Religionen und religiöse Bewegungen", die in der Zeitschrift Connection veröffentlicht wird. Mittlerweile sind in der Verantwortung von REMID über 40 Beiträge erschienen. In der letzten Zeit allerdings hat sich die Zusammenarbeit mit der Connection als etwas schwierig erwiesen, weil die Zeitschrift seit einigen Jahren nur noch alle zwei Monate erscheint (vorher: monatlich) und weil des öfteren von REMID-Mitarbeitern angefertigte Beiträge verschoben wurden. Das mag zwar aus der redaktionellen Sicht der Connection verständlich und im Einzelfall nachvollziehbar sein, bringt aber auf der anderen Seite natürlich Unannehmlichkeiten für die von REMID vermittelten Autorinnen und Autoren. Für die Organisation dieser Serie ist seit gut einem Jahr Markus Dreßler vom Vorstand zuständig.
In der REMID-Schriftenreihe konnten wir seit der letzten Mitgliederversammlung nur ein neues Heft veröffentlichen: "Quantitative Methoden in der Religionswissenschaft", verfaßt von Thomas Hase. Dieses Heft ergänzt in idealer Weise den Band zu qualitativen Methoden, der in zweiter Auflage erschienen ist; Autor ist Martin Baumann. Mit diesen beiden Heften gibt REMID den Studierenden der Religionswissenschaft praktische Hinweise für den empirischen Zugang zu Religionsgemeinschaften.
Prinzipiell aber werden in der REMID-Schriftenreihe vor allem Hefte zu einzelnen Religionsgemeinschaften oder zu religionsübergreifenden Themen veröffentlicht. Der Beschluß des Vorstandes, daß im Jahr zwei Hefte ohne Zuschüsse oder verbindliche Festabnahmen realisiert werden können, besteht weiterhin. In der konkreten Vorbereitung befinden sich derzeit noch das Heft "Christentum" von Hermann Ruttmann, im engeren Planungsstadium ein Band zu orthodoxen Kirchen.
Letztlich nicht realisieren ließ sich das Projekt einer Radiosendung im Rahmen eines studentischen autonomen Seminars an der Universität Marburg, das von Volker Beer angeboten und über seine Beschäftigungszeit bei REMID hinaus noch betreut wurde. Die beiden studentischen Gruppen haben sich leider aufgelöst.
Die Erfahrungen mit diesem Projekt haben aber deutlich gemacht, daß Vortrags- oder Seminarangebot von REMID strukturierter und verbindlicher gestaltet sein müssen. REMID bietet allen Mitgliedern weiterhin an, Seminarangebote zu entwickeln und in Kooperation mit dem Vorstand und mit Unterstützung der Geschäftsstelle durchzuführen.
4. Dieses Angebot, daß REMID seinen Mitgliedern macht, leitet zu einem weiteren Punkt der Vorstandsarbeit über: dem Bemühen, die Serviceleistungen des Vereins für seine Mitglieder zu verbessern.
Bereits der Versand der Vortragsangebote steht auch unter diesem Vorzeichen. Darüber hinaus haben wir den Rundbrief neu konzipiert. Dieses wichtige Medium der Kommunikation zwischen dem "Verein" und seinen Mitgliedern soll drei bis viermal jährlich erscheinen. Im letzten Jahr hat Thomas Schweer die Koordination des Rundbriefes übernommen. Neben den üblichen Informationen aus der Geschäftsstelle enthält der neue Rundbrief nunmehr auch Hinweise auf Tagungen und neu erschienene interessante Bücher sowie Informationen von den Vereinsmitgliedern selbst. Daß der Tätigkeitsbericht des Vorstands seit vielen Jahren wieder in schriftlicher Form vorliegt und über den Rundbrief versendet werden kann, ist eine weitere Folge unseres Bemühens, die Kommunikation zu verbessern und die Vereinsarbeit transparenter zu machen. Da REMID zudem keine hochschulpolitische oder anderweitige auf die akademische Laufbahn orientierte Interessenvertretung ist und die Mitglieder trotzdem einen – etwa im Vergleich zur Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte – in mancher Augen hohen Vereinsbeitrag zahlen, sieht es der Vorstand auch als Verpflichtung an, den Mitgliedern deutlich zu machen, daß sie nicht nur einen Verein finanzieren, sondern daß der Verein bemüht ist, Religionswissenschaft in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Ergänzt wird der schriftliche Rundbrief ebenfalls seit dem letzten Jahr durch einen eMail-Rundbrief, der aktuellere Informationen, insbesondere zu Tagungen, Ausstellungen oder auch Stellenausschreibungen, verbreiten kann.
Im Kontext der Serviceleistungen sei noch darauf hingewiesen, daß die Mitgliederversammlung bereits 1999 beschlossen hatte, daß REMID-Mitglieder religionswissenschaftliche Texte über die REMID-Internet-Seiten veröffentlichen können. Leider ist dies bisher noch nicht genutzt worden.
Im Rahmen der Vermittlung von Experten und Referenten ist vor allem auf zwei größere Arbeiten zu verweisen: Über die REMID-Geschäftsstelle hat die Ausländerbeauftragte des Berliner Senats einen Auftrag an ein Berliner REMID-Mitglied vergeben, die Broschüre "Weltreligionen in Berlin" für eine Neuauflage – gegen ein durchaus zufriedenstellendes Honorar – zu aktualisieren. Eine andere Recherchearbeit beschäftigt derzeit ein Marburger Mitglied mit der Zusammenstellung von Materialien von Religionsgemeinschaften zu Fragen der Kindererziehung. Darüber hinaus sind über die Geschäftsstelle weitere Vermittlungen zu Vorträgen erfolgt.
Für die kommenden Monate steht neben Umsetzung der bereits genannten Projekte "Vortragsangebote" und "Faltblatt Religionsgemeinschaften" die Verantwortung eines Panels auf der Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte im September 2001 in Leipzig an. Das Panel wird den Titel "Popularisierung von Religionswissenschaft" tragen. Es geht darum, nach den Bedingungen und Wirkungen zu fragen, die eine stärkere Inanspruchnahme religionswissenschaftlicher Erkenntnisse in der "Öffentlichkeit" bzw. von "fachfremden" Institutionen bedeuten.
Im Lauf der letzten Jahre hat es immer noch weitere Ideen gegeben, wo ein Engagement der Religionswissenschaft bzw. von REMID sinnvoll oder gar notwendig erscheint. Zu nennen ist hier z. B. die wünschenswerte Beteiligung an der Lehrerfortbildung oder auch das Verbreiten vorbereiteter Informationen zu aktuellen Anlässen (z. B. eine Basisinformation zu den Zeugen Jehovas im Kontext der Urteilsverkündung durch das Bundesverfassungsgericht). Der Vorstand kann hier wie bei anderen möglichen Vorhaben aber immer nur auf das notwendige Engagement von Mitgliedern verweisen, wobei er zusammen mit der Geschäftsstelle selbstverständlich seine Unterstützung für die Durchführung weiterer Projekte anbietet.
Seit 1. Februar hat sich die personelle Situation in der Geschäftsstelle wieder deutlich verbessert, weil Steffen Rink eine Beschäftigungsmaßnahme mit 25 Wochenstunden antreten konnte. Dadurch wird sein ohnehin gefaßter Entschluß, nach 12 Jahren Vorstandstätigkeit nicht mehr für ein Amt zu kandidieren, durchaus kompensiert, da REMID nun für ein Jahr über einen Mitarbeiter verfügt, der die Entwicklung des Vereins seit seiner Gründung mit gestaltet hat und dadurch über viele Kenntnisse verfügt, auf die der Verein zurückgreifen kann.
Marburg, 16. Februar 2001
Für den Vorstand:
Steffen Rink
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